SPD:Schleswig-Holsteins Ex-Ministerpräsidentin Heide Simonis ist tot

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Simonis leistet im Mai 1993 im Landtag von Schleswig-Holstein ihren ersten Amtseid. (Foto: Stefan Hesse/dpa)

Die Politikerin war erst vergangene Woche Dienstag 80 Jahre alt geworden. Sie hat als erste Frau ein Bundesland regiert und lebte zuletzt zurückgezogen in Kiel.

Die frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis ist tot. Die SPD-Politikerin starb nach Angaben der SPD-Landesvorsitzenden Serpil Midyatli am Mittwochmorgen wenige Tage nach ihrem 80. Geburtstag, den sie am 4. Juli feierte. Heide Simonis war sehr schwer an Parkinson erkrankt und wurde zuletzt zu Hause in Kiel gepflegt.

Sie war am 19. Mai 1993 erste Ministerpräsidentin eines deutschen Bundeslandes geworden. Sie hatte 1993 Björn Engholm (SPD) abgelöst, der an den Spätfolgen eines Skandals von 1987 um den damaligen Ministerpräsidenten Uwe Barschel (CDU) gescheitert war. Zunächst führte sie eine SPD-Alleinregierung, von 1996 bis 2005 dann eine Koalition mit den Grünen. Simonis war 1976 in den Bundestag gewählt worden. 1988 wurde sie Finanzministerin in Kiel.

Heide Simonis im Januar 2002 in der afghanischen Hauptstadt Kabul. (Foto: dpa/DPA)

Wegen ihrer Schlagfertigkeit war Simonis oft Gast in Talkshows. Ein Aufstieg in die Bundespolitik gelang ihr nicht. Für bundesweites Aufsehen sorgte das Ende ihrer politischen Karriere. Am 17. März 2005 scheiterte ihre Wiederwahl im Landtag, weil ihr bei der Ministerpräsidentenwahl ein bis heute unbekannter Abweichler aus den eigenen Reihen in vier geheimen Durchgängen seine Stimme verweigerte. Simonis wollte damals nach einer sehr engen Landtagswahl mit einer rot-grünen Minderheitsregierung weiterregieren - unterstützt vom Südschleswigschen Wählerverband (SSW), der Partei der dänischen Minderheit.

Nach dem Scheitern dieses umstrittenen Vorhabens wurde der damalige CDU-Landesvorsitzende Peter Harry Carstensen Ministerpräsident an der Spitze einer großen Koalition mit der SPD. Simonis hatte sich einem solchen Regierungsbündnis verweigert. Im Oktober 2005 übernahm sie den ehrenamtlichen Vorsitz des Kinderhilfswerks Unicef Deutschland. Angesichts einer Vertrauenskrise um die Organisation trat sie Anfang 2008 zurück.

Die CDU unter Spitzenkandidat Peter Harry Carstensen brachte 2005 der seit 1996 amtierenden rot-grünen Regierung unter Ministerpräsidentin Heide Simonis herbe Verluste bei. (Foto: A3390 Kay Nietfeld/dpa/dpaweb)

2006 wurde sie für Tanzeinlagen in der RTL-Show "Let's Dance" teilweise verspottet. Simonis schrieb mehrere Bücher. 2014 verlieh der damalige Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) Simonis die Ehrenbürgerwürde des Landes. Schon ihren 75. Geburtstag vor fünf Jahren konnte sie nur im kleinen Kreis in ihrer Kieler Wohnung begehen. Der damalige SPD-Bundesvize Ralf Stegner überreichte ihr die Willy-Brandt-Medaille, die höchste Auszeichnung der Partei.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Heide Simonis als ein Vorbild für viele in der Politik gewürdigt. "Mit ihrer durchsetzungsstarken Art überzeugte sie schon als junge Bundestagsabgeordnete - auch mich", schrieb Scholz auf Twitter. "Als erste Ministerpräsidentin eines Bundeslandes hat sie Schleswig-Holstein stark geprägt. Wir trauern um sie!"

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