Simbabwe:Militär räumt Straßen in Harare

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Wut über das veröffentlichte Wahlergebnis: Anhänger der Opposition demonstrieren am Hauptquartier der Regierungspartei Zanu-PF in Harare. (Foto: Marco Longari/AFP)

Simbabwes Präsident kündigt nach der tödlichen Gewalt bei Protesten gegen das Wahlergebnis unabhängige Ermittlungen an.

Von Bernd Dörries, Harare

Womöglich hat sich Emmerson Mnangagwa über Nacht daran erinnert, dass er sich ja vorgenommen hatte, ein anderer zu sein. Am Mittwochabend hatte er seine Soldaten Demonstranten von hinten erschießen lassen, die nicht mehr getan hatten, als ein paar Steine zu werfen. Sechs Menschen starben. Er hatte sie Frauen schlagen lassen und Passanten quälen. Danach hatte Simbabwes Präsident der Opposition die Schuld daran gegeben, dass seine Soldaten zur Waffe griffen, er hat die Opfer und ihre Familien herabgewürdigt. Es war der Mnangagwa, der 37 Jahre lang die Drecksarbeit für den Diktator Robert Mugabe gemacht hatte, der im November 2017 durch einen Militärputsch an die Macht kam und sich mit den Wahlen vom Montag im Amt bestätigen lassen wollte. Als sich Protest dagegen regte, ließ der die Armee kommen.

Die Angst ist zurück in Simbabwe, das Gefühl der 37 Jahre unter Diktator Robert Mugabe

Am Donnerstag plötzlich war wieder jener Mnangagwa zu besichtigen, der seit Monaten so tut, als sei er ein geläuterter Demokrat. Es werde eine unabhängige Untersuchung der Todesfälle geben, sagte er und sprach den Familien der Hinterbliebenen sein Beileid aus. Nur, was ist es wert?

"Gar nichts, er ist noch immer derselbe", sagt Wilbert, ein Händler in der Innenstadt, der nicht will, dass sein Nachname veröffentlicht wird. Er ist einer der wenigen, die heute ihren Laden geöffnet haben, um ihn herum liegen Trümmer, die der Einsatz vom Vortag hinterlassen hat. Sie passen nicht in die Bilder des "neuen Simbabwe", das Mnangagwa versprochen hatte.

Aus der angeblichen unabhängigen Untersuchung wurde dann auch schnell eine Durchsuchung des Hauptquartiers der Opposition und ein Ermittlungsverfahren gegen deren Spitzenkandidaten Nelson Chamisa. "Das System ist immer noch das selbe, egal ob Mnangagwa oder Mugabe", sagte Chamisa. In den Straßen der Hauptstadt sah man am Tag nach dem brutalen Einsatz des Militärs gegen Demonstranten der Opposition noch immer weinende Menschen. Die Armee patrouilliert durch die Straßen und fordert Ladenbesitzer auf, ihre Geschäfte zu schließen und nach Hause zu gehen - die Angst ist zurück in Simbabwe, das Gefühl

Bernd Dörries

© SZ vom 03.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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