Siemens:Krims Märchen

Durch ein Russland-Geschäft setzt der Konzern seinen Ruf aufs Spiel.

Von Christoph Giesen

Vor zwei Jahren machten die ersten Berichte die Runde, damals schrieb eine russische Wirtschaftszeitung, dass Gasturbinen von Siemens auf verschlungenem Wege auf der Krim zum Einsatz kommen sollen. Ein klarer Verstoß gegen EU-Sanktionen: Energietechnik darf nicht auf die von Russland annektierte Halbinsel geliefert werden.

Nein, alles bloß ein Missverständnis, eine Falschmeldung behauptete der Konzern damals wortreich. Natürlich halte man sich an die Sanktionen. Man werde lediglich ein Kraftwerk in Russland ausstatten, und selbstverständlich gebe es Verträge, die den Verbleib der Turbinen in Russland garantierten. Und jetzt? Der Kontrakt war offenbar das Papier nicht Wert, auf dem er gedruckt wurde. Offiziell hat die russische Betreiberfirma Insolvenz angemeldet, die Turbinen aber wurden auf ein Schiff verladen und sind im Hafen von Sewastopol angekommen. Mehr Krim geht nicht.

Für ein paar Millionen Euro Profit, setzt Siemens seinen Ruf aufs Spiel. Es ist ein Kommunikationsgau mit Ansage, und das bei einem Unternehmen, das in der Vergangenheit mit unsauberen Deals und systematischer Korruption aufgefallen ist. Die Konzernspitze betont stets, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt habe. Bei den eigenen Managern in Russland scheint das aber nicht angekommen zu sein. Was für eine naive Truppe leistet Siemens sich in Moskau?

© SZ vom 07.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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