Serbien tut sich schwer mit seiner jüngeren Geschichte. Erst zehn Jahre nach dem Massaker von Srebrenica im Jahr 1995 erschien erstmals ein serbischer Präsident zum Jahrestag in der bosnischen Stadt, um mit den Muslimen der Opfer zu gedenken. Weitere fünf Jahre dauerte es, bis das Parlament in Belgrad in einer umstrittenen Resolution die Erschießung von mindestens 7000 Männern verurteilte. Und erst 2011, ganze 16 Jahre nach der Bluttat, wurde Ex-General Ratko Mladic, der mutmaßliche Hauptverantwortliche, festgenommen.
Nun also folgt die Entschuldigung des serbischen Präsidenten Tomislav Nikolic. Bemerkenswert daran ist weniger der Vorgang - schon Nikolic' Vorgänger hat sich für die Verbrechen entschuldigt. Bemerkenswert ist die Person: Nikolic, der einstige Scharfmacher, der das Kriegsverbrechertribunal als "Inquisition" verhöhnte, schwingt sich nun zu einem geradezu Kleist'schen Pathos auf.
Wenn er jetzt "auf den Knien" um die Begnadigung Serbiens wegen Srebrenica bittet, zeugt das davon, dass die Regierung in Belgrad darum bemüht ist, die Schuld der Vergangenheit abzutragen. Zu dieser Politik der Normalisierung gehören auch die jüngsten Zugeständnisse gegenüber Kosovo.
Allerdings: Versöhnung ist mehr als nur schöne Worte. Zur Versöhnung gehört die Tat: objektiver Geschichtsunterricht, Begegnungen, konkrete Hilfen. Davon ist Serbien noch weit entfernt.