Seenotrettung:Zu weit bis Algeciras

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Das Rettungsschiff "Open Arms" hat von Spaniens Regierung das Angebot erhalten, den Hafen Algeciras anzulaufen. Doch die Hilfsorganisation lehnt ab: zu weit.

Von Andrea Bachstein

Am 18. Tag des erzwungenen Ausharrens auf See hat das Rettungsschiff Open Arms von Spaniens Regierung das Angebot erhalten, den Mittelmeerhafen Algeciras anzulaufen. Auf dem Schiff der spanischen Organisation Proactiva Open Arms befanden sich am Sonntag 107 gerettete Migranten. Die Hilfsorganisation Open Arms lehnte das Angebot aber ab, an Bord herrsche eine "absolut unhaltbare Lage", welche die siebentägige Reise nicht erlaube. In der Nacht zuvor waren 27 Minderjährige von Bord auf die sizilianische Insel Lampedusa gebracht worden.

Italiens Premier Giuseppe Conte hatte Innenminister Matteo Salvini aufgefordert, dies zu veranlassen. Salvini folgte widerwillig, beharrte aber darauf das Schiff dürfe nicht in Italien anlegen. Polizisten und Ärzte aus Agrigent gingen am Sonntag auf die Open Arms, um die Lage zu beurteilen. Sollten sie eine Notsituation feststellen, wird die Staatsanwaltschaft voraussichtlich die Evakuierung der Open Arms anordnen. Vier Männer sprangen am Sonntag von dem Schiff ins Wasser, um an Land zu schwimmen.

Salvini verweigert dem Schiff die Landeerlaubnis, obwohl andere EU-Länder sich bereit erklärt hatten, die Migranten aufzunehmen. Zudem hatte vergangene Woche das Verwaltungsgericht von Latium das Verbot aufgehoben, in italienische Hoheitsgewässer einzufahren. Es sind gleichzeitig Ermittlungen im Gange wegen möglicher Freiheitsberaubung zum Schaden der Menschen auf der Open Arms.

Immer noch keine Lösung zeichnete sich am Sonntag für 356 Menschen an Bord der Ocean Viking ab, des Schiffs von "Ärzte ohne Grenzen" und "SOS Mediterranée", dem Malta und Italien das Anlegen verweigern. Sie kreuzt deshalb zwischen Malta und der italienischen Insel Linosa herum, mehr als 100 der Geretteten sollen minderjährig sein.

Während Schiffe privater Organisationen aus den Häfen verbannt sind, erreichen ohne große Aufmerksamkeit täglich Dutzende Migranten Italien, die von der Küstenwache geborgen werden oder es aus eigener Kraft an die Küste schaffen. So gelangten in der Nacht zum Sonntag 57 Migranten aus Tunesien auf die Insel Lampione.

© SZ vom 19.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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