Seenotrettung:Nicht nur Italien

Die Kapitänin der "Sea-Watch 3" hat etwas Selbstverständliches getan.

Von Oliver Meiler

Carola Rackete, Kapitänin der Sea- Watch 3 gilt vielen als Heldin, als Frau der Herzen. Vielleicht müsste man sich jetzt fragen, was das über unsere Zeit aussagt, wenn eine Kommandantin, die Menschen aus Seenot rettet und in einen sicheren Hafen führt, wie das weltweit selbstverständlich sein sollte, als Heldin gefeiert wird. In Italien drohen ihr dafür ein Gerichtsverfahren und mehrere Jahre Haft.

In einer Zeit, da mutige Menschen wie Rackete verehrt werden, ist es so, dass man ein Schiff mit einigen Dutzend Migranten an Bord einfach siebzehn Tage lang auf See treiben lässt, ohne ihnen zu helfen. Damit sind nicht nur Italien und sein rechter Innenminister Matteo Salvini gemeint. Gemeint ist Europa insgesamt. Mehr als zwei Wochen lang bot kein Land an, das unwürdige Patt vor Lampedusa aufzulösen. Man überließ die Bühne alleine Italiens Innenminister Matteo Salvini und dessen Propaganda. Er beschimpfte die Helferin tagelang als "Piratin", als "Verbrecherin" und als "Göre".

Für sich persönlich beansprucht Salvini gerne die parlamentarische Immunität, wenn ihn die Justiz belangen möchte. Gegen Rackete fordert er die ganze Härte des Gesetzes. Die Kapitänin braucht keinen Heldenstatus. Zu wünschen wäre ihr ein schneller Freispruch, für sie als Mensch und für ganz Europa.

© SZ vom 01.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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