Schwere Kämpfe in der Elfenbeinküste:Präsidentenpalast soll eingenommen sein

Das Eingreifen der UN und der Franzosen scheint Wirkung zu zeigen: Die Soldaten des Gewinners der Präsidentenwahlen, Alassane Ouattara, melden, dass sie den Präsidentenpalast bereits eingenommen hätten. Unklar ist, ob sich Ex-Machthaber Laurent Gbagbo noch in der Residenz in Abidjan aufhält.

Die Informationen sind noch unbestätigt: Französischen Medien zufolge melden die Truppen des rechtmäßigen Gewinners der Präsidentschaftswahlen in der Elfenbeinküste (Côte d'Ivoire), Alassane Ouattara, dass sie den Präsidentenpalast in Abidjan bereits eingenommen hätten. Stunden zuvor hatten die UN und französische Flugzeule Ziele um die Residenz des früheren Machthabers Laurent Gbagbo unter Beschuss genommen. Das französische Info radio zitiert Ouattaras Vertreter in Paris, Ali Coulibaly, wonach Gbagbo im Moment seine Kapitulation verhandle.

Forces loyal to Ivorian presidential claimant Alassane Ouattara gather outside the capital Abidjan

Elfenbeinküste: Truppen des gewählten Präsidenten Alassane Ouattara versammeln sich vor den Toren des Regierungssitzes Abidjan.

(Foto: REUTERS)

Unabhängige Bestätigungen gab es indes noch nicht. Die BBC zitiert einen in London lebenden Ratgeber Gbagbos, der die Berichte von Ouattaras Anhängern zurückwies. Der Präsidentenpalast sei noch nicht unter der Kontrolle Ouattaras. "Das ist alles Propaganda und psychologische Kriegsführung", sagte er dem Sender.

Offen ist auch der Aufenthaltsort des Ex-Machthabers. Er verweigert bislang den Rücktritt. Die beiden rivalisierenden Politiker liefern sich deshalb seit Monaten einen erbitterten Kampf um die Macht.

Nach der Eroberung zahlreicher ivorischer Städte in der vergangenen Wochen hatten Kämpfer Ouattaras am Montag mit einem Großangriff auf den Regierungssitz Abidjan begonnen. Unterstützt wurden sie dabei von im Land stationierten Truppen einer UN-Friedensmission.

Während der Kämpfe eskalierte die Gewalt gegen Zivilisten durch Truppen des Ex-Machthabers Gbagbo. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte daher Angriffe von Friedenshütern der Vereinten Nationen auf Stellungen des abgewählten Präsidenten angeordnet. "Ich habe die Mission angewiesen, die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um den Einsatz von schweren Geschützen gegen die Zivilbevölkerung zu verhindern", teilte Ban mit.

Blauhelme beschießen Stellungen der Gbabgo-Getreuen

Kampfhubschrauber der UN und der Franzosen hatten nach französischen Medienberichten Stellungen der Gbabgo-Getreuen in Abidjan beschossen. Generalsekretär Ban berief sich auf die jüngste Resolution des Weltsicherheitsrates zu der Krise. Darin bevollmächtigt das mächtigste UN-Gremium die Mission ONUCI (englisch: UNOCI) zum Schutz von Zivilisten und zur Selbstverteidigung.

Anhänger von Gbagbo hatten zuvor auch das Hauptquartier von ONUCI im Sebroko Hotel von Abidjan mit Raketen, Granaten und schweren Geschützen angegriffen und vier UN-Friedenshüter verletzt. Ban ordnete daraufhin am Montagabend eine UN-Offensive gegen Gbagbos Stellungen an und informierte dann den Sicherheitsrat.

Ban erteidigte derweil die Angriffe von UN- und französischen Kampfhubschraubern auf den Palast und die Residenz Gbagbos in Abidjan. Die Angriffe dienten dem Schutz der Zivilbevölkerung in der ivorischen Wirtschaftsmetropole, erklärte Ban in New York. "Lassen Sie mich unterstreichen, dass die UN-Truppen keine Partei ergreifen in diesem Konflikt."

Der französische Staatpräsident Nicolas Sarkozy stimmte einer Beteiligung der französischen Streitkräfte am UN-Blauhelmeinsatz zu. Die Regierung in Paris habe damit einer Bitte von Ban entsprochen, teilte Sarkozys Büro mit. Ziel des Einsatzes sei der Schutz von Zivilpersonen.

Währenddessen drängen die USA und die Europäische Union den ivorischen Ex-Präsidenten Laurent Gbagbo zum sofortigen Amtsverzicht. Gbagbo müsse "den Willen seines Volkes akzeptieren und aufhören, die Präsidentschaft für sich zu beanspruchen", erklärte US-Präsident Barack Obama am Montagabend in Washington. Für die Europäer erklärte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy in Brüssel, Gbagbo müsse zurücktreten, "damit Frieden herrschen kann".

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