Schweden:Exportierter Terror

Lesezeit: 4 min

Eine Botschaft in Trümmern: Außenminister Hans-Dietrich Genscher (Zweiter von links) beim Besuch des Anschlagsorts in Stockholm. (Foto: DPA)

Vor 40 Jahren töten RAF-Mitglieder in der Stockholmer Botschaft der Bundesrepublik zwei Geiseln - sie bereiten dem "Deutschen Herbst" den Weg.

Von Silke Bigalke, Stockholm

Gegen acht Uhr abends steht der Entschluss der Bundesregierung fest. Sie wird auf die Forderungen des "Kommando Holger Meins" nicht eingehen. Nun ist es am schwedischen Justizminister Lennart Geijer, mit den sechs RAF-Mitgliedern zu verhandeln. Vermutlich fiel die Aufgabe ihm zu, weil er deutsch spricht. Geijer fährt zur westdeutschen Botschaft in Stockholm. Im dritten Stock haben sich die Terroristen verschanzt, elf Botschaftsangehörige sind noch in ihrer Gewalt. Sie drohen, das Gebäude in die Luft zu sprengen, sollte die Polizei stürmen. Geijer ruft sie von der benachbarten Residenz des Botschafters aus über das Haustelefon an. Die Entscheidung aus Bonn sei endgültig, sagt er. Niemand werde aus den deutschen Gefängnissen freigelassen. Mit der Geiselnahme in der Stockholmer Botschaft am 24. April 1975 wollen die Täter 26 RAF-Häftlinge freipressen, darunter Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof. Am Frankfurter Flughafen soll eine Boeing 707 samt Besatzung auf sie warten. Bis 21 Uhr geben die Terroristen der Bundesregierung Zeit. Dann würden sie jede Stunde eine Geisel töten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: