Schaul Mofaz zur Gewalt in Syrien:Israels Vize-Premier wirft Assad Völkermord vor

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Ihr Verhältnis ist politisch heikel, im Syrien-Konflikt hielt sich Israel deshalb bedeckt. Doch nun hält Vize-Regierungschef Schaul Mofaz mit seiner Kritik nicht mehr hinterm Berg: Was in Syrien geschehe, sei "ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Hart geht der Kadima-Chef auch mit Russland ins Gericht.

Israels Vize-Ministerpräsident Schaul Mofaz hat dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad Völkermord vorgeworfen.

Schaul Mofaz bei einem Besuch im Westjordanland 2002. Den Aufstieg schaffte der israelische Vize-Regierungschef über die Armee. Nun äußert er sich erstmals zum Syrien-Konflikt. (Foto: Reuters)

" Das was heute in Syrien geschieht, ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit - Völkermord", sagte Mofaz dem israelischen Armee-Radio. Die internationalen Mächte gäben nur "lasche Verurteilungen" ab, anstatt einzugreifen und Assad zu stürzen, kritisierte der Politiker, der auch Chef der gemäßigten Kadima-Partei ist. Das Schweigen der Weltmächte widerspreche aller menschlichen Logik.

Schlimmer als das sei jedoch das Verhalten Russlands, betonte Mofaz . Das Land liefere weiter Waffen an das mörderische Regime von Assad, während es das Gemetzel nur schwach verurteile, so Mofaz. "Im besten Fall ist das unverantwortlich, im schlimmsten Fall habe es Anteil an den Grausamkeiten", zitiert Hareetz.com den Vize-Premier.

Danny Ayalon, stellvertretender Außenminister, bot Syrern, die nach Jordanien oder in andere mit Israel verbündete Staaten fliehen, Hilfe an. Die Regierung von Benjamin Netanjahu sei bereit zu helfen, sagte er im israelischen Radio.

Begrenzte Möglichkeiten gegen Syrien

Bis vor kurzem hatte sich Israel mit Forderungen nach einem Sturz Assads in dem Nachbarland zurückgehalten. Das Verhältnis der beiden Nachbarländer ist durch den Konflikt um die Golanhöhen angespannt. Für die syrischstämmigen Drusen, die dort leben, wird der A ufstand in Syrien zur Zerreißprobe.

So betont der frühere General Mofaz, sein Land habe gegen Syrien nur begrenzte Möglichkeiten, müsse aber ein internationales Engagement gegen Assad unterstützen. "Wir müssen den Westen einberufen und unserer Stimme Wirkung verleihen. Die Gräueltaten geschehen nicht weit weg von der Grenze zu Israel." Sein Land könne sich aus verständlichen Gründen nicht an einer Intervention beteiligen. Doch Mofaz, von Journalisten auch als "disziplinierter Soldat" tituliert, will den Westen darum bemüht wissen, dass "Völkermord nicht stattfinden kann".

Russland ist gegen eine internationale Intervention im Syrien-Konflikt. Vorwürfe, Partei zu ergreifen, weist die Regierung in Moskau zurück. Es würden keine Waffen geliefert, die in einem Krieg in Syrien Verwendung finden könnten. Die Gefahr eines baldigen Bürgerkriegs erkennt der russische Außenminister Lawrow aber inzwischen. Statt Waffengewalt plädiert er für eine internationale Syrien-Konferenz.

© Süddeutsche.de/Reuters/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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