Sankt Petersburg:Leiche eines Einwanderers nach Nationalisten-Marsch gefunden

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In Sankt Petersburg marschierten Ultranationalisten gegen Ausländer. Am Rande der Demonstration wurde offenbar ein Einwanderer aus Zentralasien getötet. Er ist bereits der zweite Ausländer, der innerhalb weniger Tage Rassismus zum Opfer gefallen sein könnte.

Am Rande einer fremdenfeindlichen Demonstration in Sankt Petersburg haben unbekannte Täter einen Einwanderer aus Zentralasien erstochen. Wie die Polizei mitteilte, wurde am Montagabend die "Leiche eines Bürgers eines zentralasiatischen Landes" mit Stichverletzungen gefunden. Ein möglicher rassistischen Hintergrund der Tat wurde in der Polizeimitteilung nicht erwähnt.

Die lokale Nachrichtenseite fontanka.ru berichtete, junge Nationalisten hätten den Mann niedergestochen. Bei dem Opfer handele es sich um einen 51-jährigen Usbeken. Er sei nach Schichtende unweit seiner Arbeitsstätte von zehn Jugendlichen attackiert worden. Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigten demnach, dass die Angreifer die für Ultranationalisten typischen Uniformen getragen hätten.

Bereits am Montag war die Leiche eines Kirgisen in Sankt Petersburg gefunden worden, ebenfalls mit Stichverletzungen. Auch in diesem Fall wurden bislang keine Angaben zu einem möglichen rassistischen Hintergrund gemacht.

Auch in Moskau protestieren Tausende Nationalisten

In Sankt Petersburg nahmen am Montag etwa 3000 Menschen am sogenannten Russischen Marsch teil, auf dem Ultranationalisten jährlich gegen Ausländer demonstrieren. Mit Spruchbändern wie "Heute eine Moschee, morgen der Dschihad", machten sie gegen muslimische Einwanderer Stimmung. Es gab etwa 60 Festnahmen.

Am Rande des Marsches kam es wie in den Vorjahren zu Übergriffen. Der Marsch fand in etwa einem Dutzend russischen Städten statt, in Moskau beteiligten sich etwa 10.000 Menschen.

Die Zuwanderung von Gastarbeitern aus den verarmten früheren Sowjetrepubliken im Kaukasus oder Zentralasien hat zu zunehmenden ethnischen Spannungen in Russland geführt.

Eine neue Eskalationsstufe wurde am 13. Oktober erreicht: Nachdem es geheißen hatte, ein junger Moskauer sei von einem Ausländer getötet worden, randalierten Tausende Menschen auf einem Großmarkt und riefen rassistische Parolen. Die Polizei reagiert mit einer Razzia gegen Gastarbeiter.

© Süddeutsche.de/AFP/kjan - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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