Bei fremdenfeindlichen Ausschreitungen im Süden von Moskau sind am Sonntagabend etwa 380 Menschen festgenommen worden. Das teilten die Behörden der Agentur Interfax zufolge mit. Der Mob wollte den Mord an einem jungen Russen rächen. Der flüchtige Täter könnte der Polizei zufolge ein Arbeitsmigrant aus Zentralasien oder dem Kaukasus sein.
Die Polizei war nach Informationen des Radiosenders Echo Moskaus mit zehn Bussen im Einsatz. Widersprüchliche Angaben gibt es zu der Anzahl der Menschen, die sich an den gewaltsamen Ausschreitungen im Stadtteil Birjuljowo beteiligt hat. Während AFP von mehreren Tausend Randalierern berichtet, spricht dpa von rund 1000 Personen.
Fünf Polizisten wurden nach Angaben eines Polizeisprechers verletzt. Die Behörden leiteten Ermittlungen wegen "Rowdytums" ein. Die Demonstranten stürmten das Einkaufszentrum Birjusa in Birjuljowo und einen benachbarten Markt, wo hauptsächlich Migranten arbeiten. Die Demonstranten verprügelten Wachleute, attackierten Polizisten mit Flaschen, schlugen Fensterscheiben ein und riefen Parolen wie "Russland den Russen!"
Die Randalierer ereiferten sich über den Mord an dem 25-jährigen Jegor Schtscherbakow, der am Donnerstag vor den Augen seiner Verlobten erstochen worden war. Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigten, dass es sich bei dem Täter um einen Mann handelte, der dem Anschein nach aus Zentralasien oder dem Kaukasus stammte.
Der Einsatz gegen illegale Einwanderung stand im Zentrum des Moskauer Kommunalwahlkampfes vor wenigen Wochen. Wegen niedriger Geburtenraten ist Russland auf ausländische Arbeitskräfte - zumeist aus anderen ehemaligen Sowjetrepubliken - angewiesen.