Saarland:Verlieren wird die SPD nicht

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Bei der Landtagswahl am übernächsten Sonntag werden die Genossen entweder bleiben, was sie sind: Juniorpartner in einer großen Koalition. Oder aber sie ziehen als Sieger in die Staatskanzlei ein.

Von Susanne Höll

Im Saarland wird am übernächsten Sonntag ein Landtag gewählt. Wer dies bisher nicht wusste, ist seit Dienstag schlauer. Indem Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) türkischen Politikern für die Saar Redeverbot ankündigte, machte sie deutlich, dass ihre Christdemokraten dort eine schwierige Auseinandersetzung zu bestehen haben. Normalerweise sind Wahlen im Saarland kein aufregendes Thema. Kleine Region, weit im Westen, freundliche Menschen, eher speziell, was ihre Geschichte und manche Lebensgewohnheiten betrifft.

Doch wenn am 26. März das Ergebnis feststeht, wird sich die Berliner Welt fragen: Was, bitte schön, bedeutet dies für die Bundestagswahl im Herbst?

Einen einigermaßen verlässlichen Fingerzeig wird die Saar nicht liefern, ganz egal, ob künftig die SPD mit der Linken regieren oder die bisherige große Koalition weitermachen wird. Denn auch die parteipolitischen Gegebenheiten im Saarland sind sehr eigen. Kramp-Karrenbauer ist bei ihren Bürgern sehr beliebt, die Asyldebatte hat das Verhältnis nicht getrübt. Die FDP wird wohl nicht in den Landtag einziehen, sie hatte sich in einer früheren Koalition mit CDU und Grünen zu sehr blamiert. Letztere sind traditionell sehr schwach; die Linke dagegen, Oskar Lafontaine sei Dank, dagegen strukturell stark. Im Bund ist die Lage bekanntlich anders.

Entweder die Genossen bleiben, was sie sind - oder sie gewinnen

Die SPD hingegen profitiert auch an der Saar von der Euphorie über ihren Kanzlerkandidaten. Sie könnte deshalb an der Saar Geschichte schreiben: mit dem ersten rot-roten Bündnis in einem westdeutschen Flächenstaat. Die Linke ist in dem Bundesland kein Schreckgespenst, Lafontaine wird in seiner Heimat nach wie vor geschätzt.

Eine Lehre kann man aber schon jetzt aus dem saarländischen Wahlkampf ziehen. Die Entscheidung wird letztlich maßgeblich auf das Auftreten und die Reputation der Protagonisten zurückzuführen sein, nicht auf die mehr oder minder umfangreichen Programme. Kramp-Karrenbauer führt einen klaren Persönlichkeits-Wahlkampf, sie setzt darauf, dass ihre Popularität ihre Partei in der Regierungsverantwortung und sie selbst in der Staatskanzlei hält. Auf größere Hilfsaktionen aus dem Bund verzichtet sie dankend. Die könnten womöglich kontraproduktiv wirken.

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz aus Berlin wiederum verleiht der bislang auch im Saarland bislang nicht allzu bekannten Spitzenfrau Anke Rehlinger spürbaren Glanz. Sie profitiert eindeutig von einem Berliner - ein ähnlich glückliches Schicksal erhoffen sich auch die Sozialdemokraten in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen bei ihren Landtagswahlen im Mai.

Ob die Schulz-Magie anhält, darf man bezweifeln. Aber fest steht, dass die Sozialdemokraten im Saarland - ebenso wie bei der Bundestagswahl - nichts zu verlieren haben. Für die Christdemokraten in Saarbrücken und in Berlin gilt das Gegenteil.

© SZ vom 16.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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