Russland:Siebenfache Vergeltung

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Der russische Außenminister Sergej Lawrow wirft Deutschland vor, die "Lokomotive" hinter den Sanktionen gegen sein Land zu sein. (Foto: DENIS BALIBOUSE/REUTERS)

Die EU hat mehrere Personen aus Putins Umfeld mit Einreiseverboten und Kontensperrungen belegt. Jetzt rächt sich Moskau mit Sanktionen gegen Berlin und Paris.

Von Silke Bigalke, Moskau

Russland macht seine Drohung wahr und bereitet Sanktionen gegen Deutschland und Frankreich vor. "Sie sind bereits verabschiedet, wir werden unsere deutschen und französischen Kollegen bald darüber informieren", sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow am Donnerstag. Der Kreml reagiert damit auf Sanktionen, die die Europäische Union Mitte Oktober gegen sieben Personen aus dem Umfeld von Präsident Wladimir Putin verhängt hatte.

Die EU macht diese sieben aufgrund ihrer Posten für die Vergiftung des russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny mit verantwortlich. Unter den Sanktionierten sind etwa der Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, Alexander Bortnikow, und der Vize-Chef der Präsidialverwaltung, Sergej Kirijenko. Sie wurden mit Einreiseverboten und Kontensperrungen belegt. Zusätzlich steht das staatliche russische Forschungsinstitut für organische Chemie und Technologie auf der Sanktionsliste der EU.

Die Sanktionen werden "spiegelartig" sein, sagt Lawrow

Deutschland sei "die Lokomotive" bei dieser Entscheidung gewesen, sagte nun Außenminister Lawrow. Da die europäischen Strafmaßnahmen hochrangige Mitarbeiter der russischen Präsidialverwaltung beträfen, "werden unsere Vergeltungssanktionen spiegelartig sein". Es war erwartet worden, dass Moskau mit reziproken Sanktionen reagiert. Wie genau diese aussehen, blieb noch unklar.

Nawalny war im August während eines russischen Inlandsflugs zusammengebrochen. Nach einer Notlandung im sibirischen Omsk drängten Angehörige und Mitstreiter darauf, ihn in die Berliner Charité zu verlegen. Später wiesen mehrere Labore Spuren von Gift der Nowitschok-Gruppe im Blut und Urin des Oppositionspolitikers nach. Auch die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) hatte dies bestätigt.

Alexej Nawalny sagte selbst, er glaube, dass Präsident Putin hinter dem Anschlag stehe. Der Kreml dagegen versuchte früh, den Fall als Verschwörung gegen Moskau darzustellen. Am Donnerstag wiederholte Lawrow die Behauptung, es gäbe Grund zu der Annahme, dass Nawalny erst in Berlin oder auf dem Flug dorthin vergiftet wurde. Auch diese Gegenanschuldigung ist nicht neu, Beweise legte Lawrow nicht vor.

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