Russland:Maske, nein danke

Maskenpflicht in Moskau - denn die Infektionsrate schnellt empor. (Foto: Yuri Kadobnov/AFP)

Viele Moskauer haben es nicht so mit Schutzvorkehrungen.

Von Silke Bigalke

In Moskau, das ist die neueste Idee des Bürgermeisters, soll jeder dritte Arbeitnehmer zu Hause bleiben müssen. Im freiwilligen Home-Office sind nicht genug Moskauer geblieben, jetzt gibt es einen Erlass - und Kontrollen. Arbeitgeber mussten Listen an Behörden schicken, Telefonnummern und Nummernschilder derjenigen angeben, die zu Hause arbeiten. Dabei haben die Behörden während dieser Pandemie ohnehin so viele persönliche Daten gesammelt, dass Datenschützern ganz schwindelig wird.

In Russland ist es dabei nicht nur mit der Freiwilligkeit schwierig. Auch die Maskenpflicht in U-Bahnen und Supermärkten scheinen viele über die Sommermonate vergessen zu haben. Erst seit Kurzem ermahnt der Wachmann am Ladeneingang wieder jeden, eine Maske aufzuziehen. In der U-Bahn riskieren Verweigerer umgerechnet 55 Euro Strafe. Die mussten bereits 96 000 Fahrgäste bezahlen, erklärte die Moskauer Transportbehörde nun wie zur Warnung. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen im Land ist wieder fünfstellig.

Deswegen haben die Moskauer Schulen derzeit zwei Wochen Zwangspause. Und die Staatsduma ist zu Sitzungen per Videoschalte zurückgekehrt, nachdem Ende September acht Abgeordnete innerhalb einer Woche mit Covid-19 ins Krankenhaus mussten. Auch das berühmte Bolschoi-Theater wurde gleich zu Beginn der Saison ausgebremst. Die hatte es mit der Oper "Don Carlos" eröffnet, zwei Vorführungen gab es, eine dritte fiel aus. Ein Solist hatte sich infiziert. Das Theater selbst bleibt geöffnet, genauso wie Bars und Restaurants. Wer weiß, für wie lange.

© SZ vom 14.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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