Russland:Alexej Nawalny ist verschwunden

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Weil es seit Tagen kein Lebenszeichen des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny gibt, wachsen die Sorgen um den 47-Jährigen. In den Straflagern sechs und sieben im Gebiet Wladimir rund 260 Kilometer östlich von Moskau sei dem Anwalt nun mitgeteilt worden, dass Nawalny dort nicht sei, teilte die Sprecherin des Oppositionellen, Kira Jarmysch, am Montag im Nachrichtendienst X mit. Noch am Freitag habe es gar keine Antwort gegeben zu Nawalnys Verbleib. Nun sei den Aufsehern offenbar erlaubt worden, dem Anwalt auszurichten, dass der Gegner von Kremlchef Wladimir Putin nicht mehr unter den Gefangenen dort sei. Wo der seit Jahren inhaftierte Nawalny sich aufhält, sei derzeit unklar, erklärte seine Sprecherin Jarmysch.

Seit Tagen gibt es kein Lebenszeichen mehr: Alexej Nawalny auf dem Video für eine Gerichtsanhörung im vergangenen Sommer. (Foto: Alexander Zemlianichenko/dpa)

Nawalnys Umfeld hatte sich bereits darauf vorbereitet, dass der Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin in ein härteres Straflager verlegt werden könnte. Im August war Nawalny zu weiteren 19 Jahren Haft verurteilt worden. Seit vergangenem Dienstag haben die Anwälte keinen Kontakt mehr zu ihm. Nawalnys Mitarbeiter Ljubow Sobol sagte der Nachrichtenagentur Reuters, der Zeitpunkt der Verlegung stehe wohl in Zusammenhang mit Putins Ankündigung, bei der Präsidentschaftswahl nächstes Jahr erneut zu kandidieren. "Sie haben derart Angst vor Nawalny, ... dass sie entschieden haben, Nawalny so weit wie möglich von der Außenwelt abzuschneiden."

Nawalnys Gesundheitszustand gilt schon seit Längerem als besorgniserregend. Der 47-Jährige muss eine insgesamt mehr als 30 Jahre lange Haft in einer Strafkolonie verbüßen. Verurteilt wurde er unter anderem wegen Extremismus, seine politische Bewegung wurde verboten, enge Mitarbeiter wurden inhaftiert oder flohen ins Ausland. Nawalny weist alle Vorwürfe zurück. Sie seien politisch motiviert und zielten darauf ab, seine Kritik an Putin zum Schweigen zu bringen. 2021 war Nawalny aus Deutschland, wo er nach Angaben westlicher Labore wegen einer Vergiftung mit einem Nervengift behandelt worden war, freiwillig nach Russland zurückgekehrt. Bei seiner Ankunft wurde er sofort festgenommen. Das Präsidialamt weist den Vorwurf zurück, es habe versucht, Nawalny töten zu lassen.

© SZ/dpa/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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