Rupert Stadler:Anklage gegen früheren Audi-Chef

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Staatsanwälte werfen Rupert Stadler in der Abgasaffäre Betrug von Autokäufern vor. Der Ex-Manager weist alle Vorwürfe zurück, muss sich aber auf einen langen Prozess einstellen.

Von Klaus Ott, München

Rupert Stadler, damaliger Vorstandsvorsitzender der Audi AG, bei einer Pressekonferenz 2016. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

In der Abgasaffäre bei Deutschlands größtem Autokonzern Volkswagen will die Staatsanwaltschaft München II den früheren Vorstandschef von Audi, Rupert Stadler, vor Gericht bringen. Die Strafverfolger haben gegen Stadler und drei weitere Angeschuldigte aus den Reihen von Audi Anklage wegen Betrugsverdachts sowie wegen weiterer mutmaßlicher Delikte erhoben. Audi ist eine VW-Tochter. Kenner des Ermittlungsverfahrens gehen davon aus, dass das Landgericht München II die Anklage zulässt und einen Prozess ansetzt, der im kommenden Jahr beginnen und lange dauern dürfte. Stadler widerspricht den Vorwürfen.

Stadler ist bereits der zweite prominente Ex-Manager aus dem Volkswagen-Konzern, der wegen der Abgasaffäre vor Gericht kommen soll. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat bereits im April Anklage gegen den langjährigen VW-Chef Martin Winterkorn erhoben - auch wegen Betrugsverdachts. Winterkorn weist die Anschuldigungen ebenfalls zurück. Winterkorn war Stadlers Vorgänger bei Audi, bevor er an die Spitze des Volkswagen-Konzerns rückte.

Beide Manager sollen während ihrer Amtszeiten von manipulierten Abgasmessungen bei Dieselfahrzeugen zwar erst spät erfahren, dann aber den weiteren Verkauf solcher Autos geduldet haben. Den Kunden seien schmutzige Fahrzeuge als saubere verkauft worden, lautet der Vorwurf der Ermittler. Im Fall Winterkorn zeichnet sich ebenfalls ab, dass es gegen ihn sowie vier weitere Angeschuldigte bei VW zum Prozess kommt. Gerichtsverfahren gegen Stadler und Winterkorn könnten für den Konzern sehr teuer werden.

Und das, obwohl die Ermittlungen auf Unternehmensebene in Deutschland mit Bußgeldern in Höhe von insgesamt mehr als 2,3 Millionen Euro für Volkswagen, Audi und die VW-Tochter Porsche bereits beendet sind. Hinzu kommt aber, dass viele Aktionäre von Volkswagen den Konzern auf Schadenersatz in Milliardenhöhe verklagen. Die Anteilseigner werfen dem alten Vorstand vor, von diesem zu spät über die Manipulationen informiert worden zu sein. Nach Enthüllung der Affäre durch US-Behörden hätten sie dann hohe Kursverluste ihrer Aktien hinnehmen müssen.

Je nachdem, was bei etwaigen Prozessen gegen Winterkorn und Stadler herauskommt, könnte das die Schadenersatzklagen von Aktionären untermauern. Wobei der Vorwurf gegen Stadler lautet, er habe nach Bekanntwerden der Manipulationen bei VW im September 2015 bei Audi nicht durchgegriffen. Er habe es vielmehr geduldet, dass Audi weiterhin manipulierte Dieselfahrzeuge hergestellt und verkauft habe. Die Staatsanwaltschaft München II wirft Stadler und den drei übrigen Audi-Angeschuldigten auch strafbare Werbung vor. Zudem seien sie verantwortlich dafür, dass Audi falsche Angaben bei den Zulassungsbehörden gemacht habe.

In der Abgasaffäre bei VW wird auch gegen Vorstandschef Herbert Diess und Aufsichtsratschef Hans-Dieter Pötsch ermittelt. Sie sollen ebenso wie Winterkorn dafür verantwortlich sein, dass die Aktionäre zu spät informiert worden seien. Alle drei weisen das zurück.

© SZ vom 01.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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