Renten:Nahles will die Talfahrt stoppen

Lesezeit: 1 min

(Foto: Michael Kappeler/dpa)

Ministerin fordert eine "Haltelinie", um das Sinken des Rentenniveaus zu stoppen.

Von Thomas Öchsner, Berlin

Nach CSU-Chef Horst Seehofer und dem SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel hat sich auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) dafür ausgesprochen, den Sinkflug des Rentenniveaus aufzuhalten. "Wir brauchen eine Haltelinie beim Rentenniveau", sagte sie bei einer Rententagung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). Es untergrabe das Vertrauen der Bürger in die Rentenversicherung, "wenn das Niveau wie eine Rutschbahn nach unten geht". Gleichzeitig warnte die SPD-Politikerin vor zu großen Versprechen: "Die Bäume könnten nicht in den Himmel wachsen."

Mitte der Achtzigerjahre lag das Rentenniveau noch bei 57 Prozent eines Durchschnittsverdiensts nach Abzug des Krankenkassenbeitrags. Die Rentenversicherung geht dabei von einem Standardrentner aus, der 45 Jahre lang stets zum jeweiligen Durchschnittslohn gearbeitet hat. Das sind derzeit 3022 Euro monatlich. Bei diesem Musterrentner wird das Rentenniveau von knapp 48 Prozent in diesem Jahr auf etwa 44 Prozent bis 2030 sinken. Bis dahin liegt die politische festgezurrte Untergrenze bei 43 Prozent.

Passiert nichts, dürfte nach 2030 das Rentenniveau jedoch weiter sinken. Dies will Nahles nun verhindern. Wenn das Niveau immer weiter falle, sei ein Kernversprechen des Sozialstaates gefährdet, sagte sie. Danach habe jeder mit einem langen Arbeitsleben auch ein Recht auf ein ausreichendes Auskommen im Alter. Wo die Ministerin die Haltelinie sieht, ließ sie offen. Nahles will im Herbst ein Gesamtkonzept zur Altersvorsorge vorlegen, dabei wird auch die private und die betriebliche Altersvorsorge einbezogen. Dass sich die große Koalition in dieser Legislaturperiode noch auf Korrekturen beim Rentenniveau einigt, ist aber unwahrscheinlich. Dies gilt eher als Aufgabe für die nächste Bundesregierung. Die Chancen, dass Union und SPD eine gemeinsame Lösung finden, sind gar nicht so schlecht. Der einflussreiche CDU-Sozialexperte Karl Schiewerling hatte dafür plädiert, das Rentenniveau auf 45 Prozent zu stabilisieren.

© SZ vom 21.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: