Rente:Kein goldener Herbst

Der Alterssicherungsbericht ist ein Verunsicherungsbericht.

Von Heribert Prantl

In den kommenden Jahren wird es immer mehr ältere Menschen geben, die nicht ihre nächsten Reisen organisieren, sondern das Anstehen an der "Tafel" mit kostenlosem Essen - weil die Rente fürs Leben nicht mehr reicht. Der Alterssicherungsbericht der Bundesregierung ist ein Altersverunsicherungsbericht; er besagt nämlich: Wer allein auf die gesetzliche Rente angewiesen ist, wer also nicht zusätzlich für das Alter vorsorgen konnte oder nicht zusätzlich vorgesorgt hat, dem wird es schlecht gehen. Die Rentenkasse allein bringt nur trocken Brot.

Das alles bedeutet auch: Wenn die Älteren dann alt werden, wenn sie Pflege brauchen, dann wird es besonders schwierig, weil Rente plus Pflegezuschuss nicht reichen, um die Pflege im Alter zu finanzieren; sie werden "Hilfe zur Pflege" beantragen müssen. Die Kinder der Alten werden fürchten, dass die Sozialkasse dann auf sie zurückgreift, um diese Sozialhilfe wieder einzutreiben. Diese Malaise ist nicht die Schuld der Alten, die meist ihr Leben lang gerackert haben. Es ist die Schuld einer unzulänglichen Arbeitsmarkt- und Rentenpolitik.

Gewiss: Es wird nach wie vor viele alte Menschen geben, denen es recht gut geht. Es wird aber immer mehr alte Menschen geben, denen es recht schlecht geht. Das ist nicht recht. So geht das Grundvertrauen verloren, gesellschaftliche Hilfe dann zu bekommen, wenn man ihrer bedarf. So bröckelt die Solidarität der Gesellschaft.

© SZ vom 26.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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