Religion:Gemeinsames Gedenken

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Den Opfern gedenken: Juden und muslimische Geflüchtete legen bei einer Zeremonie an der Todesmauer in Auschwitz rote Rosen nieder. Die Ministerpräsidenten Schleswig-Holsteins und Thüringens, Daniel Günther (CDU) und Bodo Ramelow (Linke) sind ebenfalls zugegen. (Foto: Monika Skolimowska/dpa)

Deutsche Juden und muslimische Flüchtlinge beten in Auschwitz für die Opfer des Holocaust.

An der Todeswand von Auschwitz, an der Tausende KZ-Häftlinge erschossen wurden, singt ein Imam Klagelieder aus dem Koran. Ein Rabbiner spricht ein jüdisches Gebet. Mit ihnen beten bei großer Hitze 25 aus Deutschland angereiste Juden und muslimische Geflüchtete. Inmitten der bedrückenden Szenerie aus Stacheldrahtzäunen und Baracken des ehemals größten Vernichtungslagers der Nazis beten sie gemeinsam dafür, dass sich das Grauen des Holocausts nicht wiederholt. Viele legen zur Erinnerung an die Schoah-Opfer rote Rosen an der Todesmauer des Konzentrationslagers nieder, in dem die Nazis mehr als eine Million Menschen ermordeten. Die meisten davon waren Juden. "Die Trauer eint uns", sagt der 25-jährige Syrer Khaled Naeem bedrückt. Die Erlebnisse rufen bei ihm Erinnerungen an den Bürgerkrieg in Syrien hervor.

Der Rabbiner Henry G. Brandt würdigt den Entschluss der Gruppe, sich in Auschwitz zu treffen. "Ich bin tief beeindruckt, dass Muslime und Juden zusammen hier sind." Er hoffe, sie könnten Lehren für das Leben ziehen. "Ihr jungen Menschen seid die Architekten des Morgen", betont Brandt. Auch die Ministerpräsidenten Schleswig-Holsteins und Thüringens, Daniel Günther (CDU) und Bodo Ramelow (Linke), sind bei der Zeremonie dabei. Aus ihren Bundesländern sind die Juden und syrischen und irakischen Geflüchteten im Alter von 18 bis 26 Jahren angereist. Die Gedenkfeier ist der Höhepunkt ihrer gemeinsamen Bildungsreise. Die gegen Antisemitismus gerichtete Aktion wurde vom Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) und der Union progressiver Juden (UpJ) organisiert. Eine Premiere sei das jüdisch-muslimische Treffen, sagt Zakaria Said vom ZMD. Er meint: "Für intensive Gespräche zwischen Juden und Muslimen gibt es in Deutschland viel zu selten die Gelegenheit."

© SZ vom 10.08.2018 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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