Regierungswechsel in Island:Mitte-Rechts-Opposition gewinnt Parlamentswahl

Lesezeit: 1 Min.

"Wir werden Island in den kommenden Monaten und Jahren sehr schnell zum Besseren verändern." Bjarni Benediktsson von der Unabhängigkeitspartei dürfte der neue isländische Ministerpräsident werden. (Foto: AFP)

Island hat gewählt. Bei der Parlamentswahl trug die Mitte-Rechts-Opposition Prognosen zufolge einen klaren Sieg davon. Damit steht das Land vor einem Regierungswechsel - und vor einer Abkehr von seinem Weg in die Europäische Union.

Island steht nach der Parlamentswahl vor einem Regierungswechsel. Bei dem Urnengang vom Samstag siegte die Mitte-rechts-Opposition Prognosen zufolge.

Die Sozialdemokraten der scheidenden Regierungschefin Johanna Sigurdardottir fuhren eine deutliche Niederlage ein. Nach einer Prognose vom Sonntag, die auf der Auszählung von rund 45 Prozent aller Stimmen beruhte, errang die konservative Unabhängigkeitspartei 21 der 63 Parlamentssitze, die zentristische Fortschrittspartei erreichte 18 Mandate. Die bisher regierenden Sozialdemokraten schrumpfen demnach um die Hälfte auf zehn Sitze, die bislang mit ihnen koalierenden Linksgrünen erhalten neun Mandate.

Ein Sieg der Mitte-Rechts-Parteien hatte sich in Umfragen vor der Parlamentswahl bereits abgezeichnet. Die Parteien wollen den Beitrittsprozess zur Europäischen Union stoppen, was viele Isländer unterstützen.

Die proeuropäische Partei Helle Zukunft erhält der Prognose zufolge sechs Mandate. Die Piratenpartei muss um den Einzug ins Parlament, für den eine Fünfprozenthürde gilt, bangen.

"Wir werden Island zum Besseren verändern"

Neuer Ministerpräsident dürfte der 43-jährige Bjarni Benediktsson von der Unabhängigkeitspartei werden. Der Anwalt rief sich in der Nacht zum Wahlsieger aus und versprach verantwortungsvolles Regieren. "Wir werden Island in den kommenden Monaten und Jahren sehr schnell zum Besseren verändern", sagte Benediktsson. Sein Rivale um das Amt des Regierungschefs von der Fortschrittspartei, der 38 Jahre alte Sigmundur David Gunnlaugsson, gab sich "sehr zufrieden".

Die bisherige Ministerpräsidentin Sigurdardottir hatte sich bereits am Freitag von ihren Anhängern verabschiedet. Sie trat im Alter von 70 Jahren nicht erneut an. Sigurdardottirs Koalition war im Jahr 2009 an die Macht gekommen, nachdem Island infolge eines Bankenkollapses knapp einer Staatspleite entkommen war. Damals wandten sich die Wähler von der vorherigen Mitte-rechts-Regierung ab. Sigurdardottir setzte Sparprogramme um und trieb die Annäherung an die EU voran.

Obwohl sich die isländische Wirtschaft zügig erholte und im vergangenen Jahr ein Wachstum von 1,6 Prozent erreichte, wuchs die Unzufriedenheit der Bürger. Ein zentraler Streitpunkt war der Umgang mit teils hohen Bankschulden von Immobilienbesitzern.

Bei der Parlamentswahl konnten sich die Bürger nun zwischen einer Rekordzahl von Parteien entscheiden. Insgesamt 15 Gruppierungen bewarben sich um die Sitze im Parlament.

© Süddeutsche.de/AFP/fzg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: