Kuba ist wie ein Dampfdrucktopf, aus dem immer wieder Luft abgelassen wird. Steigt der Druck, dann öffnet die sozialistische Regierung das Ventil. Früher durften Auswanderer auf Flöße steigen, wenn die Zahl der Unzufriedenen zu groß wurde. Jetzt wird die Reisefreiheit per Dekret erweitert.
Theoretisch reichen den Kubanern künftig Flugticket und Pass zur Ausreise, aber die neue Regel gilt nicht zwingend für Ärzte, Techniker oder Dissidenten. Dennoch scheint es Raúl Castro mit seinen Reformen ernst zu meinen.
Castro II. beugt sich einer Realität, die sein Bruder Fidel ignoriert hatte. Viele Landsleute verlassen die Insel nicht, weil sie sich politisch unterdrückt fühlen. Die meisten Flüchtlinge folgen eher dem Wunsch, anderswo nach eigenen Vorstellungen leben zu können. Raúl Castro steuerte mit einer zarten wirtschaftlichen Öffnung dagegen an. Nun macht er teilweise die Grenze auf - es geht nicht anders.
Die Insel hängt am Tropf des Auslands. An Geldgebern wie Venezuela und den kubanischen Emigranten, vor allem denen in den USA. Der Sozialismus mag durch die Finanzkrise neue Freunde gefunden haben, doch die kubanische Staatswirtschaft funktioniert trotzdem nicht.
Die USA täten ihrerseits gut daran, nach der Wahl über Reiseerleichterungen und das Ende des Boykotts nachzudenken. Mehr als 50 Jahre nach Revolution, Invasion und Kuba-Krise ist eine Wende nötig.