Der Kreml-Gegner Alexej Nawalny ist wieder auf freiem Fuß. Ein russisches Gericht in der Stadt Kirow hat die Untersuchungshaft am Freitag ausgesetzt, bis das Straflager-Urteil gegen den Oppositionellen rechtskräftig ist. Moskaus Generalstaatsanwaltschaft hatte zuvor eine Beschwerde gegen die vorläufige Inhaftierung Nawalnys angekündigt. Jetzt entschied das Gericht, dass ihm durch den Verbleib in der Haft das Recht genommen würde, bei der Bürgermeisterwahl in Moskau am 8. September anzutreten.
Das Urteil selbst - fünf Jahre Lagerhaft - wurde nicht infrage gestellt. Der landesweit bekannte Blogger und Korruptionsbekämpfer Nawalny soll 2009 als Berater eine staatliche Holzfirma betrogen haben. Dabei soll ein Schaden von 400.000 Euro entstanden sein.
Kritik an "Schauprozess"
Richter Sergej Blinow hatte den Oppositionspolitiker am Donnerstag noch im Gerichtssaal in der Stadt Kirow verhaften lassen. Daraufhin stürmten landesweit Tausende Menschen auf die Straße, um gegen Justizwillkür in Russland zu protestieren. Allein in Moskau und Sankt Petersburg gab es mehr als 100 Festnahmen unter den Tausenden Demonstranten.
Beobachter des Prozesses kritisierten Verfahrensmängel und ein Verfahren "ohne einen einzigen Beweis". Menschenrechtler und Vertreter der Bundesregierung sprachen von einem "Schauprozess" und einem neuen Beispiel für politische Willkürjustiz in Russland. Auch die Europäische Kommission sowie die USA kritisierten das Urteil. Nawalny selbst wies die Vorwürfe als politische Inszenierung des Kreml zurück.