Prozess in Russland:Chodorkowskij beteuert seine Unschuld

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Er gibt nicht auf: Der inhaftierte Kremlkritiker und Öl-Milliardär Michail Chodorkowskij hat im zweiten Prozess gegen ihn den Vorwurf der Unterschlagung zurückgewiesen. Deutsche Promis unterstützen ihn.

Der inhaftierte Kremlkritiker Michail Chodorkowskij hat vor dem Gericht in Moskau, wo der zweite Prozess gegen ihn gerade stattfindet, abgestritten, 218 Millionen Tonnen Öl unterschlagen zu haben. In seinem Verteidigungsplädoyer sagte der 47-Jährige erneut, die russische Staatsanwaltschaft habe keine Beweise für ihre Anschuldigungen vorlegen können.

Bittet um Freispruch: der ehemalige russische Öl-Magnat Michail Chodorkowskij. (Foto: dpa)

Die Anklage habe in dem seit anderthalb Jahren andauernden Verfahren lediglich nachweisen können, dass er vor seiner Festnahme 2003 Chef des mittlerweile zerschlagenen Yukos-Ölkonzerns gewesen sei. Dies sei aber weder strittig noch strafbar, sagte Chodorkowskij nach Angaben der Agentur Interfax.

Der ehemalige Öl-Milliardär bat das Gericht um Freispruch.

Chodorkowskijs Anwälte halten die Anklage für eine Inszenierung, um einen der schärfsten Kritiker von Regierungschef Wladimir Putin politisch kaltzustellen. Vor seiner Verhaftung hatte sich Chodorkowskij immer mehr in die Innenpolitik eingemischt und unter anderem Oppositionsparteien finanziell unterstützt. Zudem wollte er ausländische Investoren an Yukos beteiligen und machte den Ölkonzern zur transparentesten Firma Russlands.

Die Staatsanwaltschaft fordert für den seit 2003 Inhaftierten nun eine Haftstrafe von sechs weiteren Jahren. Damit käme Russlands berühmtester Häftling erst 2017 frei. Mit dem Urteil wird bis spätestens Dezember gerechnet.

Deutsche Prominente haben derweil anlässlich des Prozesses gegen Chodorkowskij ein Ende des "Unrechts" in Russland gefordert. In einer in Berlin am Mittwoch veröffentlichten Erklärung riefen sie Kremlchef Dmitrij Medwedjew auf, "endlich für eine unabhängige Justiz" in Russland zu sorgen.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International gehören auch Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, die Schauspielerin Katja Riemann sowie die Bundestagsabgeordnete Marieluise Beck von den Grünen zu den Unterzeichnern.

Amnesty beklagt in der Berliner Erklärung, dass es in dem seit März 2009 andauernden Verfahren keine sachgerechte Prüfung der Vorwürfe gegeben habe. "Vielmehr ist der Prozess zu einem Symbol dafür geworden, dass sich in der Russischen Föderation im Zweifel noch immer die Macht gegen das Recht durchsetzt", heißt es in dem Papier, das der russischen Botschaft in Berlin übergeben werden soll.

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