Proteste in der arabischen Welt:Demonstranten in Syrien erschossen

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Tausende Syrer protestieren, die Regierung antwortet mit Gewalt: Sicherheitskräfte feuern in die Menge und töten nach Angaben von Menschenrechtlern mindestens acht Menschen. Auch die Ägypter demonstrieren wieder - diesmal gegen den mächtigen Militärrat.

Beim gewaltsamen Vorgehen gegen regierungskritische Demonstranten in Syrien haben Sicherheitskräfte an diesem Freitag mindestens acht Menschen getötet. Die Menschen starben in Katana, einem Vorort der Hauptstadt Damaskus, in der Ortschaft Dael im Süden des Landes sowie an der Grenze zum Libanon, teilten die Organisatoren der Proteste mit.

Dieses Bild stammt aus einem Video, das auf Youtube verbreitet wird und zeigt angeblich Proteste in der hauptsächlich von Kurden bewohnten syrischen Stadt Kamischli. Es ist schwierig, Aufnahmen aus Syrien zu verifizieren, da die Regierung von Baschar al-Assad die Bewegungsfreiheit von Journalisten extrem einschränkt. (Foto: AFP)

In Damaskus und in Deir Essor im Nordosten des Landes lösten die Sicherheitskräfte nach Angaben der Syrischen Liga für Menschenrechte gewaltsam Demonstrationen auf. Mit Schlagstöcken ging die Polizei auch in Lattakia und Aleppo gegen Demonstranten vor.

Ein Stammesführer sagte der Nachrichtenagentur Reuters per Telefon, in Albu Kamal hätten Demonstranten Bilder von Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah verbrannt. Nasrallah hatte vor einigen Tagen in Beirut seine Unterstützung für Assad bekundet und damit die Demonstranten auch gegen sich aufgebracht. Die Sicherheitskräfte dort hätten sich von den Straßen zurückgezogen.

Aus Sabadani an der Grenze zum Libanon meldeten Anwohner fünf Verletzte. In der zentralsyrischen Stadt Homs waren Zeugen zufolge Schüsse zu hören, nachdem Tausende Menschen trotz eines Verbots zusammengekommen waren. Die Berichte konnten nicht überprüft werden. Ausländischen Journalisten ist die Einreise nach Syrien untersagt.

Seit Mitte März verlangen zehntausende Bürger in Syrien politische Reformen und zunehmend auch den Rücktritt von Präsident Baschar al-Assad. Für den Freitag hatten Oppositions-Webseiten zu einem "Tag der Wut" aufgerufen. Die Sicherheitskräfte wurden in Alarmbereitschaft versetzt.

Nach Angaben von Menschenrechtlern wurden bei den Unruhen in Syrien bisher 835 Menschen getötet, unter ihnen 138 Polizisten und Soldaten.

Großdemonstration in Ägypten

Wähend die Syrer gegen den seit Jahzehnten regierenden Assad-Clan demonstrieren, gehen die Menschen in Ägyptens Hauptstadt Kairo auf die Straße, um Druck auf die neuen Militärmachthaber auszuüben: Tausende Demonstranten kamen auf dem Tahrir-Platz in der Innenstadt zusammen. Die ägyptische Protestbewegung rief zu der Kundgebung auf, die sie als "zweite Revolution" bezeichnete. Sie will so den Militärrat zu einem rascheren Wandel hin zur Demokratie drängen. Der Rat ist seit dem Rücktritt von Präsident Hosni Mubarak im Februar de facto die mächtigste Institution im Land.

Friedensnobelpreisträger und Oppositionsführer Mohammed ElBaradei sagte am Freitag, er sei sehr besorgt über die Abwesenheit der Sicherheitskräfte. Die wollen nach Angaben des Militärrats nicht auf dem Tahrir-Platz präsent sein, um neue Gewalt zu verhindern.

Im Jemen dagegen entspannt sich die Situation nach tagelangen Kämpfen zwischen Regierungstruppen und ihren Gegnern zumindest vorerst: Für die Hauptstadt Sanaa vereinbarten Truppen von Präsident Ali Abdallah Saleh und Stammeskämpfer eine Waffenruhe. Sie solle Verhandlungen ermöglichen, sagte der einflussreiche Stammesführer Scheich Sadek al-Ahmar. "Wenn das Regime Salehs eine friedliche Revolution akzeptiert, sind wir dazu bereit. Wenn er Krieg will, werden wir gegen ihn kämpfen", sagte al-Ahmar, dessen Haschid-Stamm sich in den vergangenen Tagen blutige Gefechte mit Salehs Soldaten geliefert hatte. Dabei starben Dutzende Menschen.

Außerhalb von Sanaa wurde weitergekämpft. Stammesmilizen eroberten einen 75 Kilometer nordöstlich gelegenen Armeestützpunkt. Damit wollen sie nach Angaben von Oppositionsmedien verhindern, dass das Militär Verstärkung in die Hauptstadt bringt. Die Regierung ließ den eroberten Stützpunkt daraufhin bombardieren.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/dapd/Reuters/juwe/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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