Großstreik im öffentlichen Dienst:Hunderttausende Briten wehren sich gegen Kürzungen

Es ist wohl der größte britische Streik seit 30 Jahren: Hunderttausende haben landesweit ihren Unmut über die geplanten Rentenkürzungen auf die Straße getragen. Die Regierung bleibt unbeugsam: Es gebe einfach kein Geld zu verteilen.

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Es ist wohl der größte britische Streik seit 30 Jahren: Hundertausende haben landesweit ihren Unmut über die geplanten Rentenkürzungen auf die Straße getragen. Die Regierung bleibt unbeugsam: Es sei einfach kein Geld zu verteilen. Ein Gesicht der Unzufriedenheit: Dieser Mann ist einer von Hunderttausenden Briten, die am Mittwoch aus Protest gegen die geplanten Rentenkürzungen ihre Arbeit niederlegten. Angesichts leerer öffentlicher Kassen soll das Rentenalter auf der Insel früher als geplant auf 67 Jahre heraufgesetzt, die Rentenbeiträge sollen erhöht werden, die Altersbezüge im öffentlichen Dienst dagegen weniger großzügig ausfallen.

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Die Gewerkschaften riefen daher zum größten Streik in Großbritannien seit 30 Jahren auf. Staatsbedienstete wie Lehrer, Krankenhauspersonal, Mitarbeiter der Müllabfuhr und Grenzschützer erhöhten mit dem landesweiten Ausstand den Druck auf die rechtsliberale Regierung von Premierminister David Cameron.

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Cameron seinerseits zeigte sich unversöhnlich. Er wolle keine Schulen oder Krankenhäuser geschlossen sehen, sagte der Premier und bezeichnete die Angebote, die den Gewerkschaften für eine Reform des Rentensystems vorgelegt worden seien, als gerecht: "Die Menschen leben länger, und deshalb ist es nur richtig und fair, dass sie mehr beitragen müssen", sagte Cameron. Die Gewerkschaftsführer, die zu den Massenstreiks aufgerufen hätten, verhielten sich "unverantwortlich", da man mitten in den Verhandlungen stecke.

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Die Gewerkschaften hielten dagegen, dass die Rentenpläne der Regierung für die Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes nicht zumutbar seien: So müssten viele länger arbeiten, mehr in die Pensionskasse einzahlen und würden am Ende trotzdem weniger herausbekommen. Der öffentliche Dienst in Großbritannien werde "angegriffen", klagte der Generalsekretär des Gewerkschaftsbundes TUC, Brendan Barber, denn die Pläne der Regierungen seien zu extrem.

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Besonders von dem Streik betroffen waren die Schulen. Nach Schätzungen des Bildungsministeriums fiel für Millionen Kinder der Unterricht aus, weil Lehrer und Küchenpersonal die Arbeit niederlegten. Fast drei von vier Schulen seien von den Streiks betroffen, hieß es.

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In den Kliniken Englands werden voraussichtlich 60.000 nicht dringende Operationen, Untersuchungen und Konsultationen verschoben. In Schottlands Krankenhäusern sollen nach Regierungsangaben mindestens 3.000 Operationen und Tausende weitere Termine betroffen sein.

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Während in Großbritannien und Nordirland viele Züge und Busse ausfielen, ...

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... blieben Reisende an Flug- und Seehäfen zunächst von Problemen verschont. An Großbritanniens größten Flughäfen, London Heathrow und Gatwick, hatte man sich auf die Streiks vorbereitet. Zusätzliches Personal war angefordert worden, außerdem hatte man Fluggesellschaften geraten, die Maschinen nicht komplett zu besetzen. Daher laufe zunächst alles weitestgehend normal, hieß es vom Flughafenbetreiber BAA und der Fluggesellschaft British Airways. Insgesamt werde in Heathrow über den Tag mit 20.000 Passagieren weniger gerechnet. Die Schnellzugverbindung zum Kontinent Eurostar meldete keine Verspätungen.

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Schatzkanzler George Osborne hatte seinen Landsleuten erst tags zuvor weitere harte Jahre angekündigt. Die offizielle Wachstumsprognose für das kommende Jahr wurde von 2,5 Prozent auf magere 0,7 Prozent nach unten korrigiert. Die britische Wirtschaft könnte auch in eine Rezession abgleiten, wenn sich die Finanzkrise der 17 Eurostaaten verschlimmere. Dann müsste die Regierung höhere Schulden aufnehmen als zuvor erwartet. Um wieder in die Spur zu kommen, kündigte Osborne weitere Ausgabensenkungen und Drosselungen bei den Bezügen im öffentlichen Dienst an. Derzeit sind die Bezüge im öffentlichen Sektor eingefroren, und Osborne hatte angekündigt, Erhöhungen würden danach auf ein Prozent begrenzt. Die Streiks hielt er für aussichtslos, weil einfach kein zusätzliches Geld zu verteilen sei. "Dieses Land muss einige harte Maßnahmen treffen, um mit seinen Schulden fertig zu werden", sagte er.

© sueddeutsche.de/dpa/dapd/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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