Profil:Zinédine Zidane

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Der erste Trainer, der zweimal in Folge die Champions League gewinnt.

Von Javier Cáceres

(Foto: Kirsty Wigglesworth/AP)

In Cardiff machte Zinédine Zidane ein Geständnis, das fast ein wenig unterging, obwohl es an Komik kaum zu überbieten war. "Ich hab' schon gut Fußball gespielt", sagte der französische Trainer von Real Madrid. Falsche Bescheidenheit? Zidane war unter anderem Welt- und Europameister, zudem Champions-League-Sieger, vor allem aber: ein Künstler am Ball. Doch seine Worte waren in Abgrenzung zu Cristiano Ronaldo gemeint, dem aktuellen Stürmer von Real Madrid. Würden Zidane und Ronaldo in einer Elf spielen, "wäre Ronaldo der Star", sagte Zidane, weil Ronaldo torgefährlicher sei, als er, Zidane, es je gewesen sei.

Es ist auch diese Art, die ihm dabei half, "mit Real Madrid Geschichte zu schreiben", wie Zidane es selbst formulierte: Er pflegt die manchmal bemerkenswerten Egos seiner Spieler. Durch den Finalsieg von Cardiff gegen Juventus Turin (4:1) wurde Zidane der erste Trainer, der die Champions League zwei Mal nacheinander gewinnen konnte. Dabei sind seit seinem Amtsantritt keine 18 Monate vergangen. Zidane, 42, wurde in Marseille geboren, er wuchs als Sohn algerischer Auswanderer in einem Problemviertel auf. Vor Jahren führte ihn eine Reise mit Real in ein Fünfsternehotel am Strand seiner Heimatstadt, und der damalige Real-Manager, Jorge Valdano, erinnert sich, dass Zidane ihm dort sagte, wie irreal entfernt ihm diese privilegierten Flecken Marseilles noch immer vorkämen. Wie seltsam es für ihn sei, von Vertretern einer Gesellschaftsschicht hofiert zu werden, die auf ihn, das Einwandererkind, früher bestenfalls herabgeschaut hatten.

Dass er jene Tage nicht vergessen hat, wurde vor ein paar Wochen deutlich. Im Vorfeld der französischen Präsidentschaftswahl positionierte er sich öffentlich gegen die rechte Kandidatin Marine Le Pen - so wie er vor Jahren schon ihrem Vater und Front-National-Gründer Jean-Marie die Stirn geboten hatte. Dieser geißelte Zidane gern dafür, vor den Partien der Nationalelf die Hymne nicht zu singen.

Dabei war Zidane ein umjubelter Held. Er spielte in Cannes, bei Girondins Bordeaux, bei Juventus Turin, Reals Finalgegner vom Samstag, und natürlich bei Real Madrid. Neben seinen Titeln (und seiner Verwicklung in den Juventus-Dopingskandal der 1990er-Jahre) blieb vor allem sein letztes Spiel in Erinnerung: Im Weltmeisterschaftsfinale 2006 rammte er seinen Kopf wie ein Stier gegen die Brust von Italiens Verteidiger Marco Materazzi. Dieser hatte Zidanes Schwester beleidigt.

Als Coach schlug ihm zunächst Skepsis entgegen, weil ihm Erfahrung fehlte. Die Zahlen widerlegen nun alle: In 87 Spielen hat sein Team 65 Siege erzielt und nur sieben Niederlagen hinnehmen müssen. Real-Präsident Florentino Pérez sagte nach dem Sieg in Cardiff, Zidane dürfe "sein ganzes Leben bei Real bleiben". Dass er tatsächlich so lange Trainer bleibe, könne er nicht bestätigen, sagte Zidane lächelnd, "das gibt es nicht". Aber seinen Vertrag bis 2018 wird er wohl erfüllen.

© SZ vom 06.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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