Profil:Thomas Pesquet

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Thomas Pesquet, Astronaut, auf dem Weg zur Internationalen Raumstation. (Foto: Dmitry Lovetsky/AP)

Französischer Astronaut, auf dem Weg zur Internationalen Raumstation.

Von Marlene Weiss

Wie das Überlebenstrainig war? "Ich habe überlebt, das ist das Wichtigste", sagt Thomas Pesquet in einer Arte-Dokumentation. Sechs Monate soll der 38-jährige Franzose an Bord der Internationalen Raumstation ISS verbringen, am Donnerstagabend ist er vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur gestartet. Und so perfekt er auf seine erste Weltraum-Mission vorbereitet wurde, so ausgereift die Technik ist: Auch dieses Mal wird das oberste Ziel nicht das Gelingen irgendwelcher Experimente oder die Wartung der Raumstation sein. Sondern dass Pesquet und seine Kollegen Peggy Whitson und Oleg Nowizki überleben, und heil nach Hause zurückkehren.

Ein Filmteam hat Pesquet und die beiden anderen Astronauten der ISS-Mission Nummer 50/51 während ihrer Vorbereitung ein Jahr lang begleitet. Pesquet, derzeit jüngster Astronaut der europäischen Raumfahrtbehörde Esa, hat bei 25 Grad unter null in der russischen Wildnis eine Hütte aus Fallschirmstoff gebaut - falls das Team auf dem Rückweg im Niemandsland aufschlägt. Er hat im starren Raumanzug unter Wasser stundenlange Außeneinsätze in der Schwerelosigkeit geübt, und seinen Körper in einer Zentrifuge dem Achtfachen der Erdanziehungskraft ausgesetzt. Normale Menschen werden lange vorher ohnmächtig, aber Astronauten gehören offenbar zu einer anderen Kategorie. Pesquet, der mit seinen weit geöffneten Augen immer leicht erstaunt wirkt, sah ziemlich mitgenommen aus, aber blieb wach. Angeblich hilft Bauchatmung.

Astronaut ist nach wie vor einer der härtesten Berufe, die man ergreifen kann. Thomas Pesquet ist Ingenieur und Pilot, früher flog er für Air France. Im Mai 2009 wurde er als einer von sechs unter mehr als 8400 Bewerbern in das Esa-Astronautencorps aufgenommen, gemeinsam mit dem Deutschen Alexander Gerst.

Es folgten sieben Jahre Ausbildung: Raumschiffsteuerung und Russischunterricht, Sport und Simulator-Training, wissenschaftliche Experimente und immer wieder Umgang mit Extremsituationen. Vieles im All läuft automatisch, aber wenn etwas schiefgeht, sind die Astronauten auf sich gestellt. "Wir müssen in allen Bereichen top sein, das ist das Schwierige", sagt Pesquet. Viel Nervosität lässt er sich trotzdem nicht anmerken, aber auch das lernen Astronauten eben: Immer locker bleiben, Panik hilft nicht weiter.

Am Sonntag kamen Freunde und Familie, um sich von Pesquet zu verabschieden, durch eine Glasscheibe, wegen der Quarantäne. Der Flug zur ISS dauert zwei Tage. Viel persönliches Gepäck ist nicht erlaubt, aber etwas hat Pesquet doch dabei: französische Spielkarten und Würfel für die Reise, ein kleines Stück Marsmeteorit, weil er wie viele seiner Kollegen schon von bemannten Marsmissionen träumt, und einen illustrierten Band der Werke von Antoine de Saint-Exupéry, mit dem "Kleinen Prinzen", den er schon als Kind gemocht hat. Vielleicht sind Astronauten ja doch nur Menschen.

© SZ vom 18.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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