Profil:Roman Coppola

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Der Drehbuchautor aus dem Kino-Clan hat auf der Berlinale einen großen Auftritt.

Von David Steinitz

Mit dem Nachnamen Coppola bleibt einem fast nichts anderes übrig, als ins Filmgeschäft einzusteigen, sagt Roman Coppola. "Das Kino gehört zu meinem Leben genauso selbstverständlich wie die Tatsache, dass ich jeden Tag etwas esse."

Der 52-Jährige hat das Drehbuch zum Animationsfilm "Isle of Dogs" mitgeschrieben, einer schrägen Science-Fiction-Satire über Hunde, die auf einer japanischen Müllkippe leben. Der Film eröffnet nun die 68. Berlinale und konkurriert mit 18 anderen Werken, die im Hauptwettbewerb gezeigt werden, um den Goldenen Bären. Coppola stellt ihn gemeinsam mit dem Regisseur Wes Anderson vor, mit dem er seit Jahren befreundet ist.

Der Auftritt auf dem roten Teppich vor dem Berlinale-Palast am Potsdamer Platz ist für ihn aber fast schon eine Ausnahme, denn Coppola arbeitet am liebsten unauffällig im Hintergrund. Still und leise ist er in Hollywood zu einer festen Größe geworden. Er produziert seit einigen Jahren die Filme seiner Schwester Sofia, zuletzt "Die Verführten" und "The Bling Ring". Außerdem gehört er zu den Erfindern und Autoren der Amazon-Serie "Mozart in the Jungle", einer wilden Sittenkomödie über den New Yorker Klassikmusik-Betrieb, von der es bereits drei Staffeln gibt.

Leicht war es trotzdem nicht, sich im Coppola-Clan einen eigenen Namen zu machen, erzählte Roman vor einiger Zeit bei einem Treffen in Berlin. Ohne alle Ironie sagt er über seinen berühmten Vater Francis Ford Coppola: "Wir wissen alle, dass er ein Meister ist."

Roman wurde 1965 in Paris geboren, später zog die Familie nach San Francisco. Vor allem aber wuchs er auf den ständig wechselnden Sets seines Vaters auf, denn der nahm die Familie gerne mit. Als Francis Ford Coppola "Apocalypse Now" drehte, war Roman zwölf Jahre alt und hatte sich längst an die Parallelwelten gewöhnt, die sein Vater für viel Geld kreierte. Er erinnert sich: "Es ist erstaunlich, wie schnell man sich als Kind anpasst. Eine aufwendige Actionszene wie der große Napalmbombenangriff in ,Apocalypse Now', das war einerseits Wahnsinn, andererseits Alltag."

Als Roman älter wurde, bekam er Lust, das Kinohandwerk im Familienbetrieb zu erlernen. Er arbeitete zum Beispiel als Regieassistent bei dem Film "Dracula" seines Vaters von 1992 mit. Knapp zehn Jahre später legte er kurz nach der Jahrtausendwende sein Regiedebüt "CQ" vor, eine gnadenlose Retroparodie seiner Familiengeschichte, angesiedelt im verrauchten Paris der Sechzigerjahre. Darin will ein junger amerikanischer Regisseur einen Film drehen, verzweifelt aber an seinen eigenen Neurosen. Und in einer Szene taucht dann auch noch der Vater des fiktiven Regisseurs auf, der zufälligerweise wie ein Doppelgänger von Francis Ford Coppola aussieht.

Der Film war finanziell kein großer Hit, hatte aber eine Fangemeinde in der New Yorker Hipster-Szene, die Coppola nur zu gern adoptierte und ihm lukrative Jobs verschaffte. Er drehte Werbeclips für Coca-Cola, Prada und VW und wurde von Bands wie The Strokes mit Musikvideos beauftragt. Auch für die französische Indie-Band Phoenix, deren Sänger der Ehemann seiner Schwester Sofia ist, drehte er 2002 einen Clip zu ihrem Song "Funky Squaredance", der in die Videosammlung des Museum of Modern Art in New York aufgenommen wurde.

Mittlerweile hat Roman von seinem Vater die Leitung der Produktionsgesellschaft American Zoetrope übernommen, die junge Filmemacher fördert und fast alle Filme der Familie koproduziert. Im vergangenen Jahr war das die Romanze "Paris kann warten", mit der seine Mutter Eleanor Coppola mit Anfang achtzig ihr Regiedebüt gegeben hat.

Dreht sich denn in dieser Filmdynastie alles nur ums Kino? Nicht ganz, sagt Roman Coppola. "Wenn wir alle zusammenkommen, dann reden wir eigentlich hauptsächlich über das Essen."

© SZ vom 15.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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