Profil:Richard Grenell

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(Foto: Richard Drew/dpa)

Neuer US-Botschafter in Deutschland und fleißiger Twitterer.

Von Sacha Batthyany

Eines hat Richard Grenell, der künftige amerikanische Botschafter in Berlin, mit seinem Chef Donald Trump gemeinsam: Beide können ihre Finger nicht von Twitter lassen. Auch Grenell ist ein Fan der Kurzbotschaften und zwitschert alles Mögliche in die Welt hinaus, was ihm 2012 zum Verhängnis wurde. Grenell, 50, war damals Sprecher des Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney, als er wegen beleidigender Kommentare über verschiedene Frauen, darunter Michelle Obama, heftig kritisiert wurde.

Seinen Posten im Team von Romney war Grenell aber aus einem anderen Grund schnell wieder los. Den Konservativen in der Partei gefiel offenbar nicht, dass der Harvard-Absolvent offen zu seiner Homosexualität stand und sich für die gleichgeschlechtliche Ehe einsetzte.

Grenell, ein häufiger Gast beim rechten TV-Sender Fox News, ist kein Mann, der die Konfrontation scheut und sich in der Wortwahl zurückhält. Insofern ist er so wenig typischer Diplomat, wie Donald Trump ein typischer Politiker ist. Den außenpolitischen Kurs Barack Obamas bezeichnete Grenell des Öfteren als "viel zu weich" und kritisierte insbesondere Obamas Iran-Deal als "Schmusekurs mit einem Feind". Trump hingegen würde mit seiner "harten Hand" Amerika wieder zur alten Stärke führen, schrieb Grenell im Wall Street Journal. Trumps Drohungen gegenüber Ländern wie Nordkorea seien nicht bloß "leere Worte". Der Präsident verfolge eine "Diplomatie mit Muskeln", auf welche die Amerikaner schon lange warten würden.

Für sein Engagement als Trump-Verteidiger wurde Grenell nun mit dem Botschafterposten in Berlin belohnt, wo ihm die Aufgabe zuteil wird, einen Präsidenten zu repräsentieren, der in Deutschland äußerst unbeliebt ist. Jüngst prangte Trump mit Nazi-Gruß und Ku-Klux-Klan-Robe auf den Titelseiten der Nachrichtenmagazine. Doch mit unpopulären Präsidenten hat Grenell Erfahrung. Zwischen 2001 und 2008, in den Jahren George W. Bushs, war Grenell Sprecher der amerikanischen Delegation bei den Vereinten Nationen. Es war die Zeit des 11. September und Bushs Krieg gegen den Terror im Irak und in Afghanistan. Später gründete Grenell sein eigenes Kommunikationsunternehmen.

Grenell ist in Michigan geboren, als Sohn christlicher Missionare und "hartarbeitender Patrioten", wie er der Washington Post verriet - kein einfacher Boden für einen Jugendlichen, der immer schon wusste, dass er schwul ist. "Mit meinem Coming-out habe ich lange gewartet." Früh habe er eine Leidenschaft für Politik entwickelt, und gleichzeitig sei seine Abneigung gegen Berufspolitiker gewachsen, die "zu lange in ihren Sesseln sitzen" und nicht mehr an Veränderung glauben. 2013 erkrankte er an Krebs, den er nach einer Chemotherapie besiegt hat, und entwickelte daraufhin eine App für ChemotherapiePatienten. Laut US-Medien zieht Grenell mit seinem langjährigen Partner Matt Lashey nach Berlin.

© SZ vom 04.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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