Profil:Peter Tauber

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Foto: Michael Kappeler/dpa (Foto: Michael Kappeler; dpa)

Generalsekretär der CDU, der nun seinen Trump-Moment hatte.

Von Nico Fried

Am Montag, als Angela Merkel und Horst Seehofer ihre vor Harmonie triefende Pressekonferenz zum Wahlprogramm von CDU und CSU abhielten, war noch viel von "blindem Vertrauen" die Rede, das mittlerweile in der Unions-Spitze angeblich jeder in jeden hat. Einen Tag später könnte mindestens die CDU-Vorsitzende mal wieder gegrübelt haben, ob sie bei ihrem Generalsekretär Peter Tauber nicht doch gelegentlich genauer hinschauen sollte.

Tauber, 42, hatte am Montagabend mit einem Text auf dem Kurznachrichtendienst Twitter für teilweise wütende Reaktionen gesorgt. Dem Generalsekretär, der auch für den Wahlkampf der CDU verantwortlich ist, war es eigentlich darum gegangen, das von der Union ins Programm aufgenommene Ziel der Vollbeschäftigung hervorzuheben. Ein anderer Twitter-Nutzer fragte ihn: "Heißt das jetzt 3 Minijobs für mich?", worauf Tauber antwortete: "Wenn Sie was Ordentliches gelernt haben, dann brauchen Sie keine drei Minijobs." Das hätte Tauber besser bleiben lassen, wie er rund 12 Stunden und einige Rechtfertigungs-Tweets später selbst einräumte.

Über Nacht hagelte es Kritik: Taubers Tweet zeuge von Arroganz und Lebensferne; Niedrigverdiener seien häufig auf Zusatzverdienste aus Mini-Jobs angewiesen; viele Mini-Jobber verfügten über eine Ausbildung, fänden aber keine Arbeit in ihrem Beruf. Am Dienstagmorgen stieß die politische Konkurrenz zu den Kritikern. Tauber lenkte ein: Wer drei Mini-Jobs brauche, um über die Runden zu kommen, habe es nicht leicht. Er habe diesen Menschen nicht zu nahetreten wollen. Es tue ihm leid, dass er sein Argument für eine gute Ausbildung "so blöd formuliert und damit manche verletzt habe", schrieb Tauber - natürlich wieder auf Twitter.

Taubers Job bringt es traditionell mit sich, Streit eher zu suchen als zu vermeiden. Der jüngste Generalsekretär, den die CDU je hatte, fällt allerdings nicht zum ersten Mal dadurch auf, übers Ziel hinauszuschießen. Im Januar rückte er Äußerungen des FDP-Vorsitzenden Christian Lindner in die Nähe von AfD-Chef Alexander Gauland, was ihm Rüffel auch aus der eigenen Partei einbrachte. Bald darauf setzte ihm Merkel ihren Kanzleramtschef Peter Altmaier vor die Nase, um federführend das Wahlprogramm der Union zu verfertigen.

Merkel hatte Tauber - promovierter Historiker und seit 2009 direkt in den Bundestag gewählter Abgeordneter aus dem hessischen Main-Kinzig-Kreis - nach der Wahl 2013 für den Parteiposten auserwählt. Das galt nicht nur als Signal der Nachwuchsförderung, die Vorsitzende erhoffte sich von ihm auch Modernisierungen in Struktur und Auftritt der CDU. Als Erfolg wird Tauber die Wählermobilisierung mittels Hausbesuchen bei den jüngsten Landtagswahlkämpfen zugeschrieben. Auch in den sozialen Medien ist die CDU unter Tauber präsenter geworden. Sein Tweet vom Montag zeigte indes mehr Wirkung als alle 20 682 Kurznachrichten vorher - allerdings zulasten der CDU.

© SZ vom 05.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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