Profil:Paul Manafort

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Der verurteilte Ex-Berater von Donald Trump schweigt und hofft auf Gnade.

Von Christian Zaschke

(Foto: Jonathan Ernst/Reuters)

Der Lobbyist Paul Manafort wusste, wie er seine Klienten bei Laune hielt. Mit Viktor Janukowitsch zum Beispiel, dem ehemaligen Präsidenten der Ukraine, spielte er regelmäßig Tennis, und natürlich ließ er ihn jedes Mal gewinnen. Im Gegenzug bezahlte ihn Janukowitsch für seine Dienste als Berater so gut, dass Manafort ein Leben im Luxus führen konnte. Er schmiss mit Geld nur so um sich, er kaufte hier und da Appartements, in denen er Teppiche im Wert von einer Million Dollar auslegte, er gab in Bekleidungsgeschäften in New York und in Los Angeles Hunderttausende Dollar aus. Eine seiner Wohnungen hatte er 2006 für 3,7 Millionen Dollar im Trump Tower in Manhattan erworben, was sich noch als Fluch oder Segen herausstellen könnte.

Manafort arbeitete 2016 insgesamt fünf Monate lang für das Wahlkampfteam von Donald Trump, die meiste Zeit davon als Chef. Unter seiner Anleitung gelang es Trump, das Establishment der Republikanischen Partei hinter sich zu bringen, das ihm zunächst mit großer Skepsis begegnet war. Als ans Licht kam, dass er seine Einnahmen aus der Ukraine offenbar am Fiskus vorbeigeschleust hatte, musste er Trumps Team verlassen.

In dieser Woche ist Manafort unter anderem wegen Steuerhinterziehung und Bankbetrug schuldig gesprochen worden, weil er das Geld, das ihm Klienten wie Janukowitsch gezahlt hatten, unversteuert auf Konten im Ausland parkte. Seither ist der 69 Jahre alte Manafort ein rechtskräftig verurteilter Straftäter, der möglicherweise den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen muss. Dennoch preist ihn der Präsident der Vereinigten Staaten in den höchsten Tönen.

Auf Twitter nannte Trump den Steuerhinterzieher einen "tapferen Mann", der eine "wunderbare Familie" habe, und er lobte ihn ausdrücklich dafür, dass er nicht "zusammengebrochen" sei. Was Trump damit meint: Manafort hat nicht mit den Ermittlungsbehörden kooperiert, die sich sehr dafür interessieren, ob Trumps Wahlkampfteam möglicherweise in die russische Einflussnahme auf die Präsidentschaftswahl involviert war. Dass Manafort nicht kooperiert, obwohl er in diesem Falle eine Verringerung seiner Haftstrafe erreichen könnte, ist für die Beobachter in Washington ein klares Zeichen dafür, dass er sich von seiner Loyalität zu Trump erhofft, der Präsident werde ihn begnadigen. Die Befugnis dazu hat Trump.

Manafort ist im Betrieb von Washington ein Veteran. Er begann seine Karriere als Lobbyist und Berater im Jahr 1976, damals arbeitete er für Gerald Ford. 1980 schloss er sich dem Team von Ronald Reagan an, später arbeitete er für George H.W. Bush und Bob Dole. Sein Vermögen machte er allerdings damit, dass er zwielichtige Figuren beriet, darunter den langjährigen Präsidenten der Demokratischen Republik Kongo, Mobutu Sese Seko, den philippinischen Diktator Ferdinand Marcos und den prorussischen Ukrainer Janukowitsch. Neun Jahre arbeitete Manafort in der Ukraine. Für seine aus dieser Zeit stammenden Kontakte nach Russland interessieren sich die Ermittler sehr. Doch Manafort schweigt.

Nachdem mit Janukowitschs Sturz im Jahr 2014 seine wichtigste Einnahmequelle versiegt war, musste sich Manafort nach neuen Jobs umsehen. 2016 signalisierte er Interesse, in Trumps Team mitzuarbeiten. Die beiden Männer verstanden sich sogleich gut, und es gefiel Trump, dass Manafort ein Appartement in seinem Turm besaß. Vielleicht hätte Manafort ohne die Wohnung den Job nicht bekommen, insofern war es eine gute Investition. Allerdings wäre er ohne den Job nicht ins Visier der Ermittler geraten.

Hätte Manafort nicht für Trump gearbeitet, könnte er wohl trotz seiner Missetaten unbehelligt in New York leben. Nun muss er darauf hoffen, dass der Präsident in einem Maße nachbarschaftliche Gefühle empfindet, dass er Gnade vor Recht ergehen lässt.

© SZ vom 24.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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