Profil:Ludwig Leinhos

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IT-Fachmann in Uniform und erster Cyber-Inspekteur der Bundeswehr.

Von Christoph Hickmann

Um die gewachsene Bedeutung von Cyber-Bedrohungen zu illustrieren, greift Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) dieser Tage gern zu einem Zahlenbeispiel. Im Bundeswehr-Weißbuch 2006, so von der Leyen, sei das Wort "Cyber" genau einmal aufgetaucht - im Weißbuch 2016 hingegen 72-mal, "also rein rechnerisch auf jeder zweiten Seite". Tatsächlich widerspricht in der Bundeswehr mittlerweile kaum noch jemand, wenn von der Leyen die Herausforderung als "Megathema" für die Truppe beschreibt. Am allerwenigsten Generalleutnant Ludwig Leinhos, 60.

An diesem Mittwoch hat von der Leyen das "Kommando Cyber- und Informationsraum" offiziell in Dienst gestellt und Leinhos zum ersten Inspekteur des zugehörigen, gerade neu entstehenden militärischen Organisationsbereichs ernannt. Zwar gehören dem Kommando zunächst lediglich 260 Soldaten an. Doch zum 1. Juli werden ihm mehrere Dienststellen und damit 13 500 Soldaten unterstellt. Dann wird Leinhos formal endgültig auf Augenhöhe mit den Inspekteuren der Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe und Marine agieren.

Dabei ist Leinhos schon qua Geburtsjahr alles andere als ein "Digital Native" und mit seinem soldatisch korrekten Äußeren das Gegenbild zum Klischee jener Computer-Nerds, nach denen die Bundeswehr nun so dringend sucht. Trotzdem hat er sich seit seinem Eintritt in die Bundeswehr 1975 stets nah an jenem Themenbereich bewegt, den er nun verantwortet.

Nach der Offiziersausbildung studierte er an der Bundeswehr-Universität in München Elektrotechnik mit dem Schwerpunkt Nachrichtentechnik und schloss mit einer Diplomarbeit über "Assembler-Programmierung" ab. Danach war Leinhos längere Zeit mit elektronischer Aufklärung und elektronischer Kampfführung beschäftigt. Nach der Generalstabsausbildung war der Luftwaffenoffizier dann unter anderem Abteilungsleiter im einstigen IT-Amt der Bundeswehr und IT-Referatsleiter im Verteidigungsministerium. Nun ist er der erste Cyber-Inspekteur.

Eine der wichtigsten Aufgaben seiner Truppe wird es sein, die IT-Systeme der Bundeswehr zu schützen. "Wir hatten 2016 rund neun Millionen Angriffe der Gefährdungsstufe hoch", sagt Leinhos. "Das bedeutet: Der Bundeswehr hätte ein Schaden entstehen können, wenn wir die Angriffe nicht erkannt und abgewehrt hätten."

Leinhos kennt die Befürchtungen und kritischen Fragen, die seine Truppe vom Start weg begleiten - etwa danach, ob stets die parlamentarische Kontrolle gewährleistet ist. Er sagt: "Ein möglicher Einsatz von Cyber-Fähigkeiten erfolgt immer im Rahmen des verfassungsgemäßen Auftrages der Streitkräfte nach einer umfassenden Prüfung der operativen, rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen." Zu seinen größten Herausforderungen wird es zudem zählen, geeigneten Nachwuchs zu gewinnen - also auch solche jungen Leute, die mit der Bundeswehr bislang nicht viel am Hut hatten.

© SZ vom 06.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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