Profil:Katja Riemann

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Foto: Andreas Rentz/Getty (Foto: Andreas Rentz;)

Hochnotkomische Schuldirektorin in "Fack ju Göhte 3".

Von Christine Dössel

Häme hat sie oft erlebt. Als Detlev Buck 1996 seinen Film "Männerpension" herausbrachte, bewarb er ihn mit dem Spruch: "Dieser Film ist garantiert Katja-Riemann-frei". Die Schauspielerin Katja Riemann schwamm damals ganz oben auf der Erfolgswelle des neuen deutschen Komödienbooms, war das weibliche Pendant zu Til Schweiger, an dessen Seite sie 1994 in Sönke Wortmanns Schwulenfilm "Der bewegte Mann" das Publikum begeisterte.

"Abgeschminkt!" (1993), "Stadtgespräch" (1995), "Die Apothekerin" (1996), "Bandits" (1997) - es gab in den Neunzigerjahren kaum einen deutschen Kinohit, in dem Katja Riemann nicht als Protagonistin mitwirkte. Vielleicht war sie zu präsent? Vielleicht in ihren Rollen ein bisschen zu nervig-kratzbürstig und stereotyp? Vielleicht war man aber auch nur eine schöne, blonde deutsche Schauspielerin, die komisch sein kann, nicht gewohnt. Jedenfalls entstand damals, von einer gewissen Frauenfeindlichkeit sicher mit befördert, ihr "Zicken"-Image. Riemann war eine Zeit lang eine regelrechte Hassfigur. Als sie 2013 in der NDR-Sendung "DAS!" den sie nervenden Moderator pampig abbürstete, untermauerte sie ihren Ruf, "schwierig" zu sein. Die Folge war ein Shitstorm.

Dabei ist die bald 54-Jährige - sie hat am 1. November Geburtstag - eine der besten Schauspielerinnen, die das Land hat: eine Frau mit Schnauze und Selbstbewusstsein und mit einem ganz besonderen komödiantischen Talent. Wenn an diesem Donnerstag "Fack ju Göhte 3" anläuft, der dritte und letzte Teil der super-erfolgreichen Schulfilm-Reihe von Bora Dagtekin (Buch und Regie), könnte man an den Kinokassen mit dem Etikett werben: "Garantiert wieder mit Katja Riemann!" - es wäre ein Prädikat wie "besonders komisch".

Riemann spielt in der Trilogie über eine prollige Chaotenklasse, die von dem Ex-Knacki Zeki Müller (Elyas M'Barek) unterrichtet wird, die überforderte Direktorin Gudrun Gerster: eine Klebstoff-Schnüfflerin am Anschlag, die mit ruppig zur Schau gestellter Strenge die eigene Fahrigkeit und auch Sexiness überspielt, während aus ihren Augen die wilde Unbedingtheit der Anarchistin blitzt. Für ihren Laden würde diese Frau alles tun. Ihr Stress, die Goethe-Gesamtschule am Laufen und dabei sich selbst geschmeidig zu halten, wird im dritten Teil dadurch erhöht, dass das Bildungsministerium Druck macht: Bringt sie die Schule nicht in Schwung, wird sie dichtgemacht - und Gerster nach Brandenburg versetzt. Diese Drohung setzt immense Energien frei, wobei Riemann so etwas wie der Fels in der Gag-Brandung ist: wunderbar trocken, bei sich und herb, in ihrer Komik nie überzogen oder ironisch verrutscht, sondern punktgenau.

Katja Riemann stammt aus einer Lehrerfamilie im niedersächsischen Kirchweyhe, auch ihre Geschwister sind Lehrer. Sie selber ist nicht nur Schauspielerin, sondern auch Sängerin. So oder so weiß sie ein Lied zu singen - von Frauen, die als Diven gelten.

© SZ vom 26.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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