Profil:Karl Müllner

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Pilot und Inspekteur der Luftwaffe, der in Russland unerwünscht ist.

Von Christoph Hickmann

Karl Müllner ist dem russischen Einflussbereich schon mal gefährlich nah gekommen oder jedenfalls deutlich näher, als er sollte. Seiner Erinnerung nach war das irgendwann Mitte der Achtzigerjahre, der junge Luftwaffenpilot saß demnach im Cockpit eines Phantom-Kampfflugzeugs, gemeinsam mit einer weiteren Maschine befand er sich auf einem Navigationsflug von der Türkei nach Italien. Die Navigationsgeräte funktionierten allerdings nicht ganz so, wie sie sollten, die Maschinen kamen vom Kurs ab, sie wären beinah in den bulgarischen Luftraum eingeflogen - und damit über das Gebiet des Warschauer Pakts. Auch die Funkgeräte funktionierten nicht optimal, doch über die Notfrequenz erhielten die Flieger schließlich noch rechtzeitig die Anweisung, sofort ihren Kurs zu ändern. Es kam zu keinem Zwischenfall.

Drei Jahrzehnte später findet sich Müllner, mittlerweile 59 Jahre alt, Generalleutnant und Inspekteur der Luftwaffe, nun auf der Liste jener Personen wieder, die nicht mehr nach Russland einreisen dürfen. Warum? Da ist er selbst etwas ratlos, zumal er als Soldat aus der Liste der mit Einreiseverboten belegten Politiker und Beamten heraussticht. "Möglicherweise hat es etwas damit zu tun, dass ich mich vor dem Hintergrund der russischen Aktivitäten im Osten dezidiert für eine Stärkung der Bündnisverteidigung ausgesprochen habe", sagt er. Andererseits ist er mit dieser Position ja bei weitem nicht der Einzige. Womöglich spielt es auch eine Rolle, dass Müllners Luftwaffe im vergangenen Jahr eine aus russischer Sicht eher unerfreuliche Rolle übernahm. Da waren vier deutsche Eurofighter in Estland stationiert und beteiligten sich an Überwachung und Schutz des Luftraums über dem Baltikum. Dabei kommt es immer wieder zu Begegnungen zwischen Nato-Kampfflugzeugen und russischen Maschinen. Als Müllner seine Soldaten im September in Ämari besuchte, sagte er, man sei "entschlossen, bereit und in der Lage" die "Unversehrtheit des Nato-Territoriums zu gewährleisten".

In die Bundeswehr trat er 1976 als Unteroffizieranwärter ein, 2012 übernahm er als Inspekteur die Luftwaffe. Dazwischen lagen diverse Jahre, in denen er sich im Verteidigungsministerium mit Militärpolitik beschäftigte, zunächst als Referent, später als Referatsleiter und Stabsabteilungsleiter. Man merkt das noch heute, Müllner denkt für einen Soldaten außerordentlich politisch. Mit klaren Ansagen vertritt er die Interessen seiner Teilstreitkraft, nicht immer zum Vergnügen der Verteidigungsministerin. Müllners Plädoyer für Kampfdrohnen etwa setzte Ursula von der Leyen früh unter Entscheidungsdruck - wobei er seinen Standpunkt schon lange vor Beginn ihrer Amtszeit klar gemacht hatte.

Geboren ist der Vater zweier Kinder in Niederbayern, als Bayern weist ihn die Sprachfärbung noch immer aus. Sein Dienstsitz liegt in Berlin-Gatow, Müllner ist dort gern im Umland unterwegs. Nicht mehr im Kampfjet, sondern mit der Harley Davidson.

© SZ vom 02.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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