Profil:Jordan Bardella

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Der rechtsextreme Jung-Aktivist wirkt in Diensten Marine Le Pens.

Von Nadia Pantel

Jordan Bardella war schon so früh vom Front National begeistert, dass er sich als 16-Jähriger die Erlaubnis seiner Eltern einholte, Frankreichs rechtsradikaler Partei beizutreten. Das war 2012, Marine Le Pen hatte die Partei gerade von ihrem offen antisemitischen und rassistischen Vater Jean-Marie übernommen und sich darangemacht, das Image der Partei weichzuzeichnen. Bardella manövrierte sich in die vorderste Reihe ihrer Unterstützer. Er war gerade einmal 20 Jahre alt, als er von den Parteistrategen intern zum "Monsieur Banlieue" gekürt wurde, zu dem Mann, der in den Pariser Vorstädten auf Wählerfang gehen sollte.

Für seine damalige Kampagne fotografierte er seine Ex-Freundin mit Frankreich-Schminke auf der Wange neben einer vollverschleierten Frau. Im Hintergrund ragen Wohnsilos auf. Der Slogan dazu: Suchen Sie sich Ihre Banlieue aus. Bardella betrieb Politik von Beginn an als aggressiven, islamophoben Kulturkampf.

Inzwischen hat sich der Front in Rassemblement National (RN) umbenannt. Bardella ist 23 Jahre alt und gilt als wahrscheinlichster Anwärter für den ersten Platz auf Le Pens Liste für die Europawahlen im Mai 2019. Nachdem die wochenlangen Proteste der Gilets jaunes Präsident Emmanuel Macron geschwächt haben, hofft Le Pen, ihre Partei zu Frankreichs stärkster Kraft im EU-Parlament zu machen. Bardellas Rolle lässt sich als die eines Erntehelfers beschreiben. Er soll der Chefin nicht den Rang ablaufen, sondern mit ihr den Zorn der Straße Richtung Wahlurne dirigieren. In den sozialen Medien, wo Bardella über jede seiner Aktionen informiert, inszeniert sich der Politiker als Stimme der rechten Jugend.

Bei seinen regelmäßigen Fernsehauftritten zeigt sich Jordan Bardella allerdings weniger jugendlich-ungestüm als professionell zugeknöpft. Die kurzen Haare immer akkurat frisiert, nie ohne Anzug. In seinem Auftreten steht er für den Versuch, zunehmend bürgerliche Wähler zu gewinnen.

Einer dieser TV-Termine geriet ihm allerdings Anfang Dezember zu einem unfreiwilligen Duell. Er saß im Studio neben zwei Vertretern der sogenannten Gelbwesten und erklärte, was "das Volk will" und wofür die Proteste der Gilets jaunes stünden. Nämlich dafür, dass weniger Geld für Flüchtlinge ausgegeben werden solle. "Non, non, non" - die Männer in den Warnwesten unterbrachen Bardella sofort und ließen ihn nicht mehr ausreden. "Das hat mit uns nichts zu tun", sagte einer von ihnen.

Tatsächlich lässt sich noch schwer abschätzen, inwiefern die Gelbwesten das Ergebnis der Europawahl beeinflussen werden. Sowohl Le Pen als auch der linke Jean-Luc Mélenchon sehen sich als Vertreter der Enttäuschten und Schlechtergestellten, die seit Mitte November in Warnwesten auf sich aufmerksam machen. Doch Mélenchons Beliebtheitswerte sind seit seinem überraschend guten Ergebnis bei der Präsidentschaftswahl 2017 (19 Prozent) gesunken, eine Liste seiner Partei France Insoumise käme einer Ifop-Umfrage zufolge bei der Europawahl auf nur neun Prozent der Stimmen. Der RN hingegen führt die Umfrage mit 24 Prozent an, Macrons Partei La République en Marche folgt dahinter mit 18 Prozent.

Und was, wenn die Gelbwesten eine eigene Liste aufstellen? Das Meinungsforschungsinstitut Ipsos kommt zu dem Ergebnis, dass zwölf Prozent der Franzosen sich vorstellen können, die Gilets jaunes ins Europaparlament zu wählen. Vor allen Dingen Le-Pen- und Mélenchon-Wähler würden zu den Gelbwesten wechseln. Eine gelbe Liste wäre also eine Konkurrenz für Linke und Rechtsextreme und nicht für Macron.

Im Kampf um die Stimmen setzt Bardella auf einen für den RN ungewöhnlichen Trumpf: Er nutzt seinen Migrationshintergrund. Bardellas Eltern stammen aus Italien, er pflegt Kontakte zur italienischen Rechten und zu Innenminister Matteo Salvini.

© SZ vom 19.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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