Profil:Helene Fischer

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Megastar der deutschsprachigen Popmusik, nicht nur zu Weihnachten.

Von Violetta Simon

Ihren ersten großen Fernsehauftritt hatte Helene Fischer im Mai 2005, beim "Hochzeitsfest der Volksmusik". Gemeinsam mit einem gewissen Florian Silbereisen, der sie als "Helen Fischer" vorstellte, sang die damals 20-Jährige ein ungarisches Operetten-Medley, in dem auch die Zeile aus "Gräfin Mariza" vorkam: "Denn meine Leidenschaft brennt heißer noch als Gulaschsaft." Das ist lange her, in jeder Hinsicht. An diesem Heiligabend wird sie in ihrer eigenen Weihnachtsshow vermutlich wieder sechs Millionen Zuschauer vor die Fernseher locken. Und die Schlagzeilen beherrschte sie die vergangenen Tage sowieso - wegen ihrer harmonischen Trennung von ebenjenem Herrn Silbereisen, mit dem sie zehn Jahre lang liiert war.

Es ist einfach, sich lustig zu machen über Schlagersänger und ihre volkstümliche Musik. Helene Fischer macht es einem schwer. Als "extrem sympathisch, sexy und modern" beschrieb der Berliner Musikwissenschaftler Martin Lücke die Sängerin. Die Fans nehmen ihr nicht einmal den neuen Partner übel, der ein Luftakrobat in ihrer Show ist. Der Rhythmus ihrer Songs eignet sich zum Mitstampfen, aber nicht zum Schunkeln. Ihre Konzerte glitzern wie in Las Vegas, ihre Bühnenpräsenz ist enorm, selbst nach stundenlanger körperlicher Höchstleistung wirkt sie nie atemlos. Helene Fischer hat den Schlager hinübergerettet in die Mitte der Gesellschaft, bevor er vom "Musikantenstadl" in den Abgrund gerissen werden konnte.

Ein Attribut, das den meisten zu Helene Fischer einfällt, ist ihre nahezu keimfreie Vollkommenheit. Ein "Fräulein Fehlerfrei", nannte sie Buchautor Lücke - kokett, aber nie verrucht, nicht nur sauber, sondern rein. Die Wirtschaftswoche bezeichnete sie als "singende Geldmaschine". In der Tat ist die heute 34-Jährige, die als Jelena Petrova Fischer in der sibirischen Stadt Krasnojarsk als Tochter einer Ingenieurin und eines Sportlehrers zur Welt kam und seit ihrem fünften Lebensjahr in Deutschland lebt, eine der erfolgreichsten Sängerinnen des Landes: 17 Echos, sieben Goldene Hennen, drei Bambis, zwei Goldene Kameras, zudem der Bayerische Fernsehpreis für die "Helene-Fischer-Show", die sie seit 2011 an Weihnachten präsentiert. In den vergangenen sechs Jahren legte sie fünfmal das erfolgreichste Album des Jahres hin: 2017 und 2018 mit "Helene Fischer", 2015 mit "Weihnachten", 2014 und 2013 mit "Farbenspiel", auf dem sich ihr größter Hit "Atemlos" befand. Der Song hielt sich 116 Wochen in den Single-Charts, wurde zur WM-Siegerhymne der Fußball-Nationalelf und schaffte es in die Oktoberfestzelte.

Ihren Erfolg verdankt sie nicht zuletzt ihrer Mutter Maria, die 2004 eine Demo-CD mit Popsongs an den Manager Uwe Kanthak schickte. Die Songs waren auf Englisch, Fischer soll vor Frustration geheult haben, weil Kanthak ihre Zukunft im deutschen Schlager sah. Er sollte recht behalten. An Helene Fischer kommt niemand mehr vorbei. Das unterscheidet sie von ihrer erfolgreichen Kollegin Andrea Berg, die schon eineinhalb Jahrzehnte länger als Fischer in Korsagen und Overknee-Stiefeln gegen die Verschunkelung des Schlagers ansingt. Berg war mit ihrem Best-of-Album 313 Wochen in den Charts, länger als die Beatles und Pink Floyd, doch das bekamen nur Fans mit. "Atemlos" kennt jeder, ob er will oder nicht.

Im vergangenen Jahr trat sie in 87 Shows auf, wurde von 1,3 Millionen Fans gesehen, erhielt 300 000 Euro Gage pro Show. Für ein Privatkonzert kann sie 250 000 Euro verlangen. Dazu kommen Werbeeinnahmen - aus Spots für Autos, Parfum oder Kräuterbutter. Als erste deutsche Schlagersängerin hat sie es in die Top Ten der bestverdienenden Musikerinnen der Welt geschafft. Forbes nennt sie in einem Atemzug mit Beyoncé, Lady Gaga, Rihanna und Jennifer Lopez. Zu Weltruhm hat sie es - sie singt schließlich Deutsch - dennoch nicht gebracht. Der britische Guardian nannte sie jüngst: "die reichste Sängerin, von der Sie noch nie gehört haben".

© SZ vom 24.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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