Profil:Hasan Ismaik

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Mysteriöser Investor des TSV 1860 mit Hang zur bizarren Inszenierung. (Foto: Andreas Gebert/dpa)

Mysteriöser Investor des TSV 1860 mit Hang zur bizarren Inszenierung.

Von Markus Schäflein

Es war am Dienstag wieder einmal ein außergewöhnlicher Auftritt, wie immer, wenn der jordanische Investor Hasan Ismaik beim Münchner Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München erscheint. Seine Presseaudienz im überfüllten Geschäftsstellenzimmer war eine Comedynummer und zugleich eine Machtdemonstration. Ismaik hatte sich im Sommer für einen neuen Trainer und einen neuen Geschäftsführer entschieden, die er in dieser Woche wieder rauswarf, wie er bekannt gab. Übergangsweise übernimmt ein gelernter Maschinenbauingenieur die Geschäftsführung, der Anthony Power heißt, aussieht wie aus einem James-Bond-Film und seit einem Jahr Ismaik in Finanzfragen berät.

Dass Ismaik Besitzer des TSV ist, liegt daran, dass der Klub im Frühjahr 2011 vor der Pleite stand. Das sorgte für große Aufregung: Die Landeshauptstadt wollte unbedingt, dass in der subventionierten WM-Arena weiterhin zwei Klubs spielen. Und selbst Uli Hoeneß sorgte sich um den kleinen Nachbarn - weil Sechzig langfristiger Mieter des FC Bayern ist und der Rekordmeister um weit über 50 Millionen Euro bangte. Die Idee, über die Landesbank einen Kredit des FC Bayern an den TSV 1860 weiterzuleiten, scheiterte. In höchster Not kam über die Hypo Vereinsbank, ein Bayern-Sponsor, Ismaik.

Der Jordanier kaufte sich für 13,5 Millionen Euro ein und sagte: "Ich möchte, dass 1860 in zehn Jahren auf einer Stufe mit dem FC Barcelona steht." Auf die Frage nach seinem Lebenslauf antwortete er nur, er habe "Geld mit Öl und Immobilien" verdient. Klubvertreter flogen mehrmals nach Abu Dhabi, wo Ismaik seinen Hauptsitz hat, um mehr herauszufinden: Woher stammt das Geld? Stehen andere Investoren hinter Ismaik? Sie sahen karg eingerichtete Villen und viele teuere Autos. Einen Erkenntnisgewinn brachten ihnen ihre Reisen nicht.

Am Kooperationsvertrag wurde lange gefeilt, damit er der 50+1-Regel der Deutschen Fußball-Liga (DFL) entsprach, wonach Vereine stets die Oberhand über Entscheidungen behalten müssen. Machtkämpfe und cholerische Auftritte Ismaiks ließen aber nicht lange auf sich warten. Mal drehten sie sich um die Frage, ob der alternde Welttrainer Sven-Göran Eriksson engagiert werden sollte. Mal um das Festhalten an einem Geschäftsführer. Und immer mehr um die Frage, ob Ismaik angesichts des dauerhaften sportlichen Misserfolgs und des ständigen Defizits seine Anteile nicht einfach wieder verkaufen wolle.

Er verkaufte sie nicht. Vier Präsidenten verschliss er, dann trat vor einem Jahr Peter Cassalette das Amt an und fasste einen neuen Plan: einfach stets zu tun, was der Mann wünscht, dessen ständige Darlehen und Genussscheine den Klub längst erdrücken. Ismaik sagte bei der Audienz, er liebe 1860 und werde es "auch für vier Milliarden" nicht verkaufen. Nun soll neues Personal aus England kommen. Die DFL wird genau hinschauen, nicht nur wegen des Unterhaltungswerts.

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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