Profil:Hans Michel Piëch

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(Foto: imago)

Molkereibesitzer und Verleger, übernimmt die VW-Anteile des rabiaten Bruders Ferdinand.

Von Max Hägler

Man darf davon ausgehen, dass es Hans Michel Piëch schon bisher nicht langweilig war. An einer Molkerei hat er sich beteiligt und an einem Zeitschriftenverlag, Ländereien besitzt er. Als Rechtsanwalt arbeitet er in eigener Kanzlei in Wien.

Mit 75 Jahren hat der Österreicher, mit angeblich etwa zwei Milliarden Euro Vermögen einer der reichsten, nun noch einmal einen neuen Schwerpunkt gesetzt: Autos, Lastwagen und Motorräder. In dieser Woche ist bekannt geworden, dass Hans Michel Piëch die meisten Anteile an der Porsche Holding übernimmt, die bislang sein Bruder Ferdinand gehalten hat. Ferdinand, der viel bekanntere, der Patriarch, zieht sich zurück aus der Firma, die den Volkswagen-Konzern beherrscht. Und macht damit seinen um nur einige Jahre jüngeren Bruder zum mächtigsten Mann in dem größten Autokonzern der Welt - der künftig viel mehr im Rampenlicht stehen wird, als ihm lieb sein dürfte. Um die Rolle des einen zu verstehen, muss man die des anderen kennen.

Die beiden Geschwister sind Enkel des Käfer-Erfinders Ferdinand Porsche, auch wenn sie andere Namen tragen. Sie hatten schon bisher eine sogenannte Sperrminorität, hielten also ein Viertel der Aktien und konnten so Entscheidungen in der Holding blockieren. Doch es war Ferdinand, der nach außen hin auftrat, der drei Jahrzehnte im Konzern gearbeitet hatte und VW und die Tochtermarke Audi zur heutigen Größe gebracht hat. Vor zwei Jahren stolperte er selbst über seine ruppige Art, als er vergeblich das VW-Management ausbooten wollte ("Ich bin auf Distanz"). Es folgte eine Entfremdung vom Konzern wie auch von der Verwandtschaft, zu der auch der Clan gehört, bei dem die Verbindung angesichts des Namens offensichtlich ist: die Porsches. Zuletzt beschuldigte Ferdinand Piëch noch seinen Cousin Wolfgang Porsche, neben anderen Weggefährten, früh vom Diesel-Betrug bei VW gewusst zu haben, der vor eineinhalb Jahren aufflog. Isolation in der Familie war die Folge - und jetzt verkaufte Ferdinand seine Anteile im Wert von wohl einer knappen Milliarde Euro an den, der sich nie völlig von ihm abwandte, so herrisch, königsgleich und intrigant er auch auftrat.

Hans Michel ist vielleicht nicht das Gegenteil, aber ganz anders. Kein Autonarr, der von den Ingenieuren dauernd mehr PS und Präzision einfordert, sondern zumindest früher auch ganz einfach mal durch Wien radelnd. Meist zurückhaltend. In Österreich schätzen sie das. "Der gute Herr Piëch" titelte einmal der Kurier eine Geschichte über Hans Michel - da schwang mit, dass es auch einen weniger guten gibt, den Ferdinand.

In die kleine Pinzgau-Molkerei investierte Hans Michel vor einem Jahrzehnt, in den Betrieb hat er sich nie groß eingemischt. Am aufklärerischen Wiener Stadtmagazin Falter ist er beteiligt mit 12,5 Prozent. Von dort hört man nur Gutes über ihn. Ein wohlmeinender Ratgeber sei er mitunter, der untertäniges Verhalten nicht schätze. Einer, der am guten Fortgang der Gesellschaft interessiert sei.

Jetzt also kümmert er sich als Aufsichtsrat noch mehr als früher um den Fortgang von VW. Weil er das Erbe zusammenhalten wolle, sagen verschiedene Leute, die mit ihm zusammenarbeiten und seine durchaus renditeorientierte, aber nicht arbeitnehmerfeindliche Haltung schätzen und seine präzisen Argumente. Auch dort sieht er sich eher als Ratgeber und strategischer Entscheider, denn als Detailist. "Anders" sei er als sein Bruder, erklärte Piëch. Ihm gehe es darum, die richtigen Menschen für den Unternehmensvorstand zu finden und Vorschläge der Manager zu prüfen und dann grünes Licht zu geben. Ins Geschäft einmischen, das ist nicht seine Art und das soll künftig auch für die Familie gelten: Kein Porsche- und kein Piëch-Sprössling soll in dem geerbten Konzern arbeiten; es sei denn, alle in der Familie sind einverstanden. Einen zweiten Fall Ferdinand Piëch soll es nicht geben.

© SZ vom 08.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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