Profil:Guy Parmelin

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Guy Parmelin, Weinbauer aus der Provinz und neuer SVP-Minister in Bern. (Foto: Ruben Sprich/Reuters)

Weinbauer aus der Provinz und neuer Minister der Schweizer Volkspartei in Bern.

Von Charlotte Theile

Der Satz, den man zu Guy Parmelin am häufigsten hört, lautet: "Ich kenne ihn nicht." Der Weinbauer aus dem französischsprachigen Waadtland sitzt zwar seit zwölf Jahren als Abgeordneter im Schweizer Nationalrat, besonders aufgefallen ist er dort aber nicht. "Klassischer Hinterbänkler" - mit diesem Urteil konnte der 56-Jährige in den vergangenen Jahren offenbar gut leben. Am Mittwoch aber war Parmelin die Hauptfigur im Berner Bundeshaus. Der Landwirt aus Bursins bei Lausanne ist zum Bundesrat gewählt worden, er leitet also künftig eines von sieben Ministerien, welches ist noch nicht klar. Seine Partei, die rechtskonservative Schweizerische Volkspartei (SVP), hatte Parmelin sowie zwei andere Politiker - einer aus der Deutschschweiz, einer aus dem Tessin - für den Sitz in der Regierung nominiert.

Zudem dachte sich die SVP für die Ministerwahl eine umstrittene Regelung aus: SVP-Abgeordnete, die nicht offiziell nominiert worden waren, mussten eine Erklärung unterschreiben. Darin erklärten sie, auf ein Ministeramt zu verzichten, auch wenn sie von der Bundesversammlung, zu der neben dem Nationalrat auch der Ständerat gehört, gewählt werden sollten. Die anderen Parteien kritisierten das als Einschüchterung, die dem Geist der Schweizer Verfassung entgegenstehe. Die SVP hielt dennoch an der Regel fest.

Der Kandidat aus der Deutschschweiz galt als Marionette des Partei-Übervaters Christoph Blocher. Der Kandidat aus dem ohnehin unterrepräsentierten Tessin wurde von der Linken wegen rassistischer Ausfälle aus "unwählbar" bezeichnet. Zurück blieb Parmelin, der in Interviews von Wein und Comics schwärmte und bisher vor allem wegen schlechter Fremdsprachenkenntnisse bekannt geworden ist. Parmelin wäre nicht der erste Bundesrat, der sich im Amt weiterentwickle, sagen nun wohlmeinende Kommentatoren. Er habe ja eine gute Verwaltung im Hintergrund.

Es kann von Vorteil sein, als provinziell wahrgenommen zu werden. Parmelin, seit Anfang der Neunzigerjahre in der Politik, weiß das. Als Landwirt müsse man ja auch ein Budget aufstellen, diese Erfahrung könne ihm im Bundesrat helfen, sagte Parmelin vor einigen Tagen dem Schweizer Fernsehen vor der Kulisse seines Wintergartens. In der nächsten Einstellung sitzt seine Ehefrau, eine Grundschullehrerin, am Klavier. Ob ihr Mann Schwächen habe? "Im Moment fallen mir gar keine ein."

Was sich hinter dieser zur Schau gestellten Harmlosigkeit verbirgt? Es werde sich bald zeigen, mit welchen Leuten sich der neu gewählte Bundesrat umgebe, heißt es in Bern. Denn dass nun alle versuchen werden, den neuen Minister der SVP zu beeinflussen, gilt als sicher. Außerdem: Das Konsenssystem des Landes dürfte mit Parmelins Wahl stabilisiert worden sein, seine Partei hat nun ein Argument weniger, sich als Opposition zu gerieren. Und: Die Westschweiz, wo die SVP bislang eher schwach ist, könnte mit "ihrem" Bundesrat weiter nach rechts rücken.

© SZ vom 10.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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