Profil:Gianluigi Buffon

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(Foto: Dimitar Dilkoff/AFP)

Der fast 40 Jahre alte Italiener ist ein nationales Monument und der beste Torwart der Welt.

Von Birgit Schönau

In seiner langen Karriere hat Gianluigi Buffon schon alle möglichen Trophäen gewonnen. Er wurde Weltmeister mit Italien und holte acht Meistertitel mit Juventus Turin, wo Kapitän Buffon, den alle nur Gigi nennen, seit mehr als 16 Jahren im Tor steht. Bei Juve wurde er zum Rekordtorhüter: 974 Minuten ohne Gegentor. In der vergangenen Champions-League-Saison ließ der 1,90-Mann aus der toskanischen Marmorstadt Carrara die Bälle der Gegner so unerschütterlich abprallen wie eine Säule, bis zur demütigenden 1:4-Finalniederlage gegen Real Madrid. Da sah der große Buffon seine vielleicht letzte Chance schwinden, den wichtigsten Europapokal zu gewinnen. Denn im kommenden Jahr will er aufhören, mit 40 Jahren.

Umso gerührter zeigte sich der Italiener, als er nun von der Fifa als Welttorhüter ausgezeichnet wurde. Eine Expertenjury hatte ihn gewählt, Keylor Navas (Real Madrid) und Manuel Neuer (FC Bayern) folgten auf den Plätzen. Bei der Preisverleihung in London kamen Buffon die Tränen. Er sei überglücklich, eine solche Auszeichnung zu erhalten, "in meinem Alter". Tatsache ist: Gigi Buffon ist nicht einfach nur ein hervorragender Torwart. Er ist ein Monument, geschätzt, bewundert und vor allem beliebt bei Kollegen wie bei Gegnern. Alle rühmen seine Fairness, seine Herzlichkeit. Eigenschaften, die in der turbokapitalistischen Unterhaltungsindustrie Fußball wahrlich nicht selbstverständlich sind.

Im oftmals irren, manchmal öden, bestenfalls mitreißenden Volkstheater Fußball ist Gigi Buffon seit Jahrzehnten einer der schillerndsten Darsteller. Dabei hat er nie eine Maske aufgesetzt, er war, und das macht ihn so besonders, immer auf das Deutlichste er selbst. Unkonventionell und superdiszipliniert, anarchistisch und staatstragend, leidenschaftlicher Zocker und erfolgloser Unternehmer, großer Junge und hingebungsvoller Vater von drei Söhnen. Keine Fußballmaschine, sondern ein vor Vitalität berstender Lebemann, an dessen Höhenflügen und Abstürzen stets eine ganze Nation teilnahm.

Buffon ist einer, der nach dem WM-Triumph 2006 selbstverständlich mit seinem Klub in die zweite Liga abstieg und nachher behauptete, nirgends sonst habe er so viel Spaß gehabt. Buffon wurde als erster Aktiver stellvertretender Vorsitzender der Spielergewerkschaft (das gibt es in Italien) und Besitzer eines Profi-Klubs. Als Patron des Drittligisten Carrara scheiterte er indes wie als Eigentümer des Wäscheunternehmens Zucchi. Buffon verlor 20 Millionen Euro und konnte gerade noch sicherstellen, dass niemand entlassen wurde.

Heute begnügt er sich mit einer Badeanstalt in der Toskana. Dort verbringt er auch seine Ferien mit seiner Lebensgefährtin Ilaria D'Amico, Italiens bekanntester Fußballjournalistin. Der Welttorhüter Gigi Buffon lebt tatsächlich mit einer Frau zusammen, die sehr viel von Fußball versteht - und noch dazu eine überzeugte Feministin ist. Das ist in diesen Zeiten ja auch schon großer Sport.

© SZ vom 25.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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