Profil:G. Berdymuchamedow

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Gurbanguly Berdymuchamedow: Turkmenischer Diktator, laut Wahlergebnis sehr beliebt im Volk. (Foto: Alexander Vershinin/dpa)

Turkmenischer Diktator, laut Wahlergebnis sehr beliebt im Volk.

Von Julian Hans

Am Ende hat es doch nicht ganz gereicht. Bei der Wahl am Sonntag verpasste Gurbanguly Berdymuchamedow die 100 Prozent nur knapp. Aber mit 97,69 Prozent, die ihm die zentrale Wahlkommission des Landes zuschrieb, braucht sich der alte und neue Präsident Turkmenistans im Klub der Diktatoren trotzdem nicht zu verstecken. Immerhin scheint die Zustimmung zu seiner Führung im Volk stetig zu wachsen: von vergleichsweise bescheidenen 89,2 Prozent am Anfang, in denen wohl noch die Trauer über den Verlust des Vorgängers Saparmurat Nijasow mitschwang (der sich als Turkmenbaschi, Vater aller Turkmenen, verehren ließ), bis auf 97,14 Prozent bei der letzten Wahl 2012. Und nun eben noch einmal 0,55 Prozentpunkte mehr. So nähern sich der Führer und sein Volk wie zwei Parallelen im Unendlichen einander an.

Die einstige Sowjetrepublik in Zentralasien bleibt derweil stabil eines der repressivsten Länder der Erde. Mehr als 85 Prozent des Landes sind Wüste. Darunter lagern Öl und Gas. Trotzdem muss jeder Vierte der sechseinhalb Millionen Einwohner von weniger als 1,25 Dollar am Tag leben. Die Organisation Human Rights Watch nennt die Menschenrechtslage schlicht desaströs. Unabhängige Journalisten können in Turkmenistan nicht arbeiten.

So ist über den 59-Jährigen nur das bekannt, was die Propaganda des Regimes nach außen trägt. Dass der studierte Zahn- und spätere Leibarzt des Turkmenbaschi nicht einfach nur Staatenlenker ist, sondern auch Jockey, Schriftsteller und Komponist. Die Titel seiner mehr als dreißig Bücher reichen von eher trockenem Stoff ("Staatliche Regulierung der sozialen wirtschaftlichen Entwicklung Turkmenistans") zu ganz praktischen Handreichungen ("Tee - Heilmittel und Inspiration"). Wie man es von einem Zahnarzt erwarten kann, liebt Gurbanguly Berdymuchamedow die Farbe Weiß. Außerdem liebt er Pferde, Schlager und Weltrekorde. Diese Elemente kombiniert er immer wieder aufs neue. Einer seiner Hits heißt "Für euch, meine weißen Blumen", vorgetragen auf einer weißen Gitarre. Den Einnahmen aus dem Energiegeschäft ist es wohl zu verdanken, dass in der Hauptstadt Aschgabat heute die größte Dichte von Gebäuden aus weißem Marmor zu finden ist. Und als 4166 Turkmeninnen und Turkmenen die vom Präsidenten selbst geschriebene Hymne "Vorwärts, nur vorwärts, mein liebes Land Turkmenistan" sangen, landeten sie auch damit einen Rekord.

2013 kam Berdymuchamedow bei einem Rennen zwar wie gewohnt mit zwei Pferdelängen Vorsprung ins Ziel, stürzte dann aber unvermittelt und blieb einen Moment regungslos liegen. Um Bilder von der Öffentlichkeit fernzuhalten, wurden die Zuschauer vor Verlassen des Hippodroms durchsucht. Dennoch gelangte ein Video auf YouTube. Derjenige, der es aufgenommen hat, muss wohl zu den 2,31 Prozent gehören, die Berdymuchamedow am Sonntag nicht gewählt haben.

© SZ vom 14.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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