Profil:Felipe VI.

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(Foto: Ballesteros/AFP)

Spanischer König mit fehlendem Gespür für die Nöte der Katalanen.

Von Thomas Urban

Dieser König findet einfach nicht die richtigen Worte: In seiner Weihnachtsansprache hat sich das spanische Staatsoberhaupt Felipe VI. natürlich auch dem Konflikt um Katalonien gewidmet, der das Land seit Monaten in Bann hält. Streng hat er die Katalanen ermahnt, sie sollten nun endlich die spanische Verfassung respektieren, von Dialog und Versöhnung war dabei wenig zu hören.

Immerhin war die Rede ein Fortschritt gegenüber seiner Ansprache im Oktober unmittelbar nach dem illegalen Referendum über die staatliche Unabhängigkeit Kataloniens, als der König drohte und schimpfte. Doch wohl für die meisten Katalanen ist der blasse Felipe keine Autorität - und das ist nicht einmal zuerst seine eigene Schuld, sondern Ergebnis historischer Konflikte, bei denen die spanischen Bourbonen und die Katalanen auf verschiedenen Seiten standen.

Es beginnt schon mit seinem Namen: Der in der Reihe vor ihm stehende Felipe V. ließ Barcelona brandschatzen, einige Führer der städtischen Elite köpfen und nahm den Katalanen ihre autonomen Rechte. Das geschah im Jahr 1714, die Fans des FC Barcelona erinnern auf riesigen Bannern bei jedem Heimspiel an diese Schmach.

Viel schwerer wiegt, dass sein Vater, der lebenslustige Juan Carlos, vom Diktator Franco eingesetzt wurde, dem Zerstörer der spanischen Republik, der die Katalanen unterdrückte. Wenn nun der Sohn Verfassungstreue fordert, so weisen katalanische Zeitungen sofort darauf hin, dass er selbst ja nur dem gigantischen Verfassungsbruch des Rebellengenerals Franco sein Amt zu verdanken hat. Die Geschichte wirkt bis heute nach: Die einzige Partei, die klar zur Monarchie steht, die konservative Volkspartei unter Premierminister Mariano Rajoy, hat bei den Regionalwahlen in Katalonien soeben ganze vier Prozent der Stimmen bekommen.

Auch wird der Bogen zu einer weiteren für das Königshaus unbequemen Angelegenheit geschlagen: Wie kann es sein, dass katalanische Aktivisten, die subjektiv eine bessere Gesellschaft, nämlich eine ordentlich verwaltete Republik, anstrebten, in U-Haft gekommen sind oder mit ruinösen Geldstrafen belegt werden, während der Schwager des Königs mindestens sechs Millionen Euro an öffentlichen Geldern veruntreut hat, aber weiter auf freiem Fuß ist und ein Luxusleben führt?

Felipe hat offensichtlich überhaupt keinen Plan, wie er die Katalanen für sein Königreich zurückgewinnen kann. Kommentatoren in Barcelona haben ihm nun einen Tipp gegeben: Der erste Schritt sollte es sein, die von der spanischen Justiz und vom Fiskus drangsalierten katalanischen Aktivisten zu begnadigen. Und vorher sollte er vielleicht endlich eine versöhnliche Rede halten, die ungefähr so anfangen könnte: "Liebe katalanische Landsleute! In letzter Zeit haben wir nicht ausreichend einander zugehört. Lasst uns jetzt gemeinsam überlegen, wie wir wieder zueinanderfinden können!"

© SZ vom 27.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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