Profil:Fatih Akin

Lesezeit: 2 min

Deutscher Regisseur, dessen neuer Film "Aus dem Nichts" Chancen auf einen Oscar hat.

Von David Steinitz

(Foto: Axel Heimken/dpa)

Prügel einstecken, auch mal zu Boden gehen - aber immer wieder aufstehen. Dieses Motto verfolgt der deutsch-türkische Regisseur Fatih Akin nicht nur bei einem seiner Lieblingshobbys, dem Boxen, sondern auch beim Filmemachen.

Die letzten Jahre waren für Akin, der am 25. August 1973 geboren wurde, nicht gerade leicht. 2014 hatte sein Historiendrama "The Cut" Premiere beim Filmfestival Venedig. Die Geschichte über den Genozid an den Armeniern im Osmanischen Reich war sein Herzensprojekt, aber der teure Film bekam vernichtende Kritiken und war an der Kinokasse ein Flop. Danach, sagt Akin, fiel er erst mal in ein kreatives Loch.

Gerettet hat ihn aus diesem Tief ein Werk, für das er ursprünglich gar nicht vorgesehen war: die Verfilmung des Bestsellers "Tschick" im vergangenen Jahr. Eigentlich war ein anderer Regisseur für das Prestigeprojekt engagiert, der sprang aber in letzter Minute ab. Akin übernahm, als nur noch wenige Wochen bis zum Drehbeginn blieben. Eine riskante Entscheidung, die sich aber auszahlte. Der Film, von dem viele Fans des Buchs schon befürchtet hatten, er könne nur eine Enttäuschung werden, wurde seine beste Arbeit seit Jahren - und auch finanziell ein Hit.

Und nun die endgültige Genugtuung nach der Schmach mit "The Cut": Mit seinem neuen Film "Aus dem Nichts" geht Akin für Deutschland ins Rennen um den Oscar für den besten ausländischen Film, wie die Auslandsvertretung des deutschen Films, German Films, am Donnerstag in München mitteilte. Die Entscheidung bedeutet zwar noch nicht, dass er auch in die Endauswahl für die Oscar-Verleihung am 4. März 2018 kommt, ist aber doch eine wichtige Hürde, die auch frühere deutsche Oscar-Gewinner nehmen mussten.

Der Thriller erzählt die Geschichte einer jungen Frau (Diane Kruger), deren Mann und Sohn bei einem Bombenanschlag in Hamburg ums Leben kommen, und die herausfinden will, wer hinter der Tat steckt. Ein Neonazipärchen wird verdächtigt, aber wieder freigesprochen, doch die Hinterbliebene will sich damit nicht abfinden und sinnt auf Rache. Natürlich ist dieser Film als düsterer Kommentar zu den Morden des NSU gedacht, aber auch ein Beweis für Akins Talent, zwischen den Genres zu wechseln: vom Drama im Osmanischen Reich über die ostdeutsche Vorstadttristesse in der Tragikomödie "Tschick" und nun zurück in seine Heimatstadt Hamburg mit einem deftigen Krimi.

Akin, Sohn türkischer Einwanderer, hat sich schon immer als Grenzgänger verstanden. Und deshalb widmet er sich den Grenzgängern auch in seinen Filmen. Seine Protagonisten sind moderne Cowboys zwischen den Kulturen, die von außen auf eine Gesellschaft schauen, die sie gleichermaßen abstößt und fasziniert - so wie zum Beispiel in "Gegen die Wand" von 2004. Der Film bescherte ihm den internationalen Durchbruch, berühmte Kollegen wie Martin Scorsese bezeichnen sich seitdem als Fatih-Akin-Fans.

© SZ vom 25.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: