Profil:Bernard Charles Ecclestone

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Der Formel-1-Impresario wurde jetzt mit 86 Jahren unfreiwillig in Rente geschickt.

Von René Hofmann

Wenn einer vier Jahrzehnte lang ein Geschäft beherrscht, dann kursieren natürlich viele Geschichten über ihn. Eine, die besonders viel über Bernard Charles Ecclestone erzählt, geht so: Eines Tages saß der Formel-1-Vermarkter mit den Gesandten eines Fernsehsenders am Verhandlungstisch. Es ging darum, wie viel diese für die Übertragungsrechte zahlen wollten - und wie viel sie zahlen sollten. Als ein Wortführer der Interessenten die Stimme im versöhnlichen Ton erhob, fiel Ecclestone ihm angeblich ins Wort: "Oh, tun Sie das nicht", soll er gesagt haben, "bitten Sie mich jetzt bloß nicht, fair zu sein."

Fairness war kein Punkt in Ecclestones Koordinatensystem. Für den Sohn eines Fischers, der Ende Oktober 1930 im englischen Suffolk zur Welt kam, ging es früh nur um zweierlei: möglichst günstig einkaufen und möglichst teuer verkaufen. Bereits auf dem Schulhof handelte Ecclestone mit Brötchen. Das Kapital, das er dafür jeden Morgen beim Bäcker einsetzte, hatte er zuvor verdient: mit zwei Runden als Zeitungsausträger. Wenn der Preis stimmte, verkaufte Ecclestone seinen Mitschülern auch seine Geburtstagsgeschenke. Emotionen spielten in seinem Leben nie eine große Rolle.

Ecclestone ist nicht besonders groß. Dass er statt Bernard Charles nur "Bernie" gerufen wurde, war kein Wunder. Dass er sich zu Fahrzeugen hingezogen fühlte, auch nicht: Sie verbanden viel - seinen Wunsch, seiner ärmlichen Herkunft zu entkommen, mit seiner Leidenschaft für Geschwindigkeit und Geschäfte.

Hobby-Rennfahrer, Gebrauchtmotorrad-Händler, Gebrauchtwagen-Händler, Formel-1-Team-Besitzer, Formel-1-Manager: So lässt sich sein Aufstieg bündeln. Seit Ende der 1970er-Jahre lenkte Ecclestone die Formel 1. Er steuerte sie auf viele ertragreiche Märkte, er steuerte sie aber auch stets so, dass sie für ihn selbst möglichst viel abwarf.

Welche Summen in dem Geschäft bewegt werden, wurde der breiten Öffentlichkeit bewusst, als Münchner Gerichte verhandelten, was beim Verkauf der Formel-1-Anteile der Bayerischen Landesbank vorgefallen war. Das ehemalige Vorstandsmitglied Gerhard Gribkowsky wurde wegen der Annahme von 44 Millionen Dollar Schmiergeld zu einer Haftstrafe von achteinhalb Jahren verurteilt, der folgende Prozess gegen Ecclestone wegen Bestechung im August 2014 gegen eine Zahlung von 100 Millionen Dollar eingestellt.

In jenem Jahr verschickte Ecclestone als Weihnachtsgruß eine Zeichnung, die zeigte, wie er in München von Zorro überfallen wird. Sein Kommentar dazu: "Vielleicht können wir jetzt ein Rennen in der wirklich schönen Stadt München austragen."

Das Geschäft, das er aufgebaut hat, hätte Ecclestone mit dem ihm eigenen Humor gerne noch eine Weile weitergepflegt. Nun aber entschieden die neuen Formel-1-Eigner von Liberty Media: Der inzwischen 86-Jährige hat als Geschäftsführer keine Zukunft mehr.

© SZ vom 25.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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