Politicker:Terrorangst in Libyen - Ausländer sollen Bengasi verlassen

Lesezeit: 1 Min.

Wegen einer konkreten Bedrohung haben westliche Regierungen ihre Staatsbürger dazu aufgerufen, die Region um die Hafenstadt Bengasi umgehend zu verlassen.

Wegen einer konkreten Bedrohung haben westliche Regierungen ihre Staatsbürger dazu aufgerufen, die Region um die Hafenstadt Bengasi umgehend zu verlassen. Das Auswärtige Amt warnte im Internet vor einer "unmittelbaren konkreten" Gefahr. Zuvor hatte die britische Regierung eine ähnliche Warnung herausgegeben. Der Hintergrund blieb zunächst unklar. Das Auswärtige Amt geht von nur wenigen Deutschen in Bengasi aus, konnte aber keine genaue Zahl nennen.

Außenminister Guido Westerwelle hat die Warnung mit einer "ernsten Lage" gerechtfertigt, ohne aber nähere Gründe zu nennen. Die Warnung sei aufgrund von "verschiedenen Hinweisen" erlassen worden, sagte Westerwelle am Donnerstagabend bei einem Besuch in Lissabon. "Wir haben unsere Hinweise und Gründe, warum die Reisehinweise so sind, wie sie sind." Er werde sich aber "nicht an irgendwelchen Spekulationen öffentlich beteiligen".

Bei einem Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi am 11. September vergangenen Jahres waren der US-Botschafter Christopher Stevens und drei weitere Diplomaten ums Leben gekommen. Vor einer Woche waren bei einem Geiseldrama im Nachbarland Algerien rund 70 Menschen getötet worden. Der Angriff islamistischer Kämpfer auf eine Gasförderanlage in der algerischen Wüste war eine Reaktion auf die französische Intervention im westafrikanischen Mali. Seitdem ist die ganze Region in Alarmbereitschaft.

Lage im ganzen Land ist unübersichtlich

Für Libyen hatte das Auswärtige Amt bereits vor dem aktuellen Hinweis eine Reisewarnung ausgegeben. "Die Lage im ganzen Land ist weiterhin unübersichtlich. Bewaffnete Auseinandersetzungen finden vereinzelt weiterhin statt und sind jederzeit möglich", heißt es darin. Die jetzige konkrete Warnung vor einer Bedrohung mit der dringenden Aufforderung das Land zu verlassen, ist aber äußerst ungewöhnlich.

Das britische Außenministerium warnte auch vor Reisen in andere Städte der Küstenregion wie beispielsweise Misrata. Air Malta strich nach der britischen Warnung einen Flug nach Bengasi. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) hatte am Mittwoch wegen der angespannten Sicherheitslage in Nordafrika eine Reise nach Algerien und Libyen abgesagt. Der Vizekanzler und FDP-Chef wollte vom 5. bis 7. Februar mit Vertretern von deutschen Firmen in beide Länder reisen, um vor allem Energie- und Infrastrukturprojekte voranzubringen. Auch waren in Algier und Tripolis hochrangige Gespräche mit Regierungsvertretern geplant.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/kjan - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: