Libyen:Demonstranten stürmen Büros der Wahlkommission

Eine Woche vor der Wahl zur verfassungsgebenden Versammlung haben Demonstranten die Zentrale der Wahlkommission in Bengasi verwüstet.

Eine Woche vor den ersten freien Wahlen seit fünf Jahrzehnten in Libyen haben Demonstranten unterstützt von Milizen die Zentrale der Wahlkommission gestürmt. Angaben eines Milizkommandeurs zufolge setzten sie in den Büros im ostlibyschen Bengasi auch Stimmzettel in Brand. In zwei weiteren Städten im Osten Libyens sei es am Sonntag zu ähnlichen Unruhen gekommen, sagte der Kommandeur Fadallah Harun.

Zuvor hatte die Übergangsregierung in Tripolis sich geweigert, dem Osten ebenso viele Sitze in der zu wählenden nationalen Versammlung zuzugestehen, wie dem westlichen Landesteil. Nach derzeitigem Stand stünden dem Westen mit Tripolis 102 der insgesamt 200 Sitze zu, dem ölreichen Osten 60. Die restlichen Sitze gingen an den nur dünn besiedelten Süden.

Die Versammlung soll eine neue Regierung bilden und die Ausarbeitung einer neuen Verfassung überwachen. "Wir wollen Gerechtigkeit", sagte Harun. "Wir haben Zehntausende Märtyrer verloren, weil wir einen Staat wollen, der auf Gerechtigkeit, Gesetze und gleichen Rechten aufgebaut ist." Führende Politiker Ostlibyens fürchten, durch die derzeitige Sitzverteilung keinen Einfluss auf die Gestaltung der Verfassung nehmen zu können. Die Anführer der Bewegung haben zum Boykott der Wahl am kommenden Samstag aufgerufen.

© Süddeutsche.de/dapd/sebi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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