Pflegekräfte:Das Mindeste

Die Mindestlöhne steigen. Nötig ist ein Branchentarifvertrag.

Von Henrike Roßbach

Pflegekräfte müssen bald besser bezahlt werden, so hat es die zuständige Kommission beschlossen. Die Mindestlöhne für Hilfskräfte steigen, und auch für Fachkräfte wird erstmals eine Lohnuntergrenze gelten. Das dürfte dann auch das Lohngefüge in der Pflege insgesamt leicht nach oben verschieben - was dringend notwendig ist.

Denn nach wie vor wollen zu wenige Menschen als Pflegerin oder Pfleger arbeiten. Neben flexibleren Arbeitszeiten, mehr Gesundheitsschutz, Aufstiegschancen und einer besseren Arbeitsatmosphäre sind auch höhere Löhne ein unverzichtbarer Faktor, um die Branche attraktiver zu machen. Die Begeisterung der privaten Pflegearbeitgeber über die Einigung sollte man allerdings nicht als Indiz dafür nehmen, dass sie das genauso sehen und ihnen die Gehaltssteigerungen gar nicht schnell genug gehen können. Stattdessen sind sie vor allem zufrieden, weil ihnen die höheren Mindestlöhne immer noch lieber sind als ein für alle Pflegefirmen verbindlicher Branchentarifvertrag.

Der wäre weiterhin die erste Wahl des Bundesarbeitsministers, und es wäre in der Tat die bessere Wahl. Pflege ist in einem alternden Land ein Hochrisikothema mit großer Sprengkraft. Sich da als Tarifpartner mit an den Tisch zu setzen und seiner Verantwortung gerecht zu werden, ist das Mindeste.

© SZ vom 30.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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