Pflege:Auf dem Rücken der anderen

Die "24-Stunde-Pflege" ist für viele Angehörige eine wichtige Hilfe. Doch sie ist auch unsozial.

Von Kristiana Ludwig

Wenn es um die Betreuung von kranken Menschen geht, dann fehlt es in Deutschland an allen Ecken. In den Heimen fehlen gut ausgebildete Pfleger und in den Familien fehlt neben dem Geld oft auch das Wissen darüber, wie viel Hilfe jedem zusteht. Wird ein Angehöriger zum Pflegefall, reißt er meist auch seine Nächsten in eine Krise. Mittelständische Familien engagieren heute immer häufiger Helferinnen, die rund um die Uhr bei den Pflegebedürftigen leben. Die Arbeitsmigrantinnen, die für diese Jobs oft aus Osteuropa kommen, haben dabei das Nachsehen. Doch die Deutschen dürfen ihre Probleme nicht auf dem Rücken der anderen austragen.

Die Branche der "24-Stunden-Pflege" boomt. Nur für die Frauen, die für rund 1000 Euro Tag und Nacht arbeiten, hat der Verdienst einen Haken: Oft sind sie von den dubiosen Vermittlungsagenturen kaum für ihr Alter abgesichert. In ein paar Jahren werden sie noch schlechter dastehen als die Deutschen heute.

Indem die Politik bei diesen Arbeitsverhältnissen wegschaut, löst sie zwar ein Problem in der Pflege. Doch gegenüber den europäischen Partnern ist dies nicht fair. Die Helferinnen müssen klaren Kontrollen unterliegen und hier legal arbeiten. Die Familien brauchen präzise und unabhängige Beratung, damit sie sich ein System aus mehreren Helfern aufbauen können. Und sie brauchen ausreichend Mittel aus der Pflegekasse.

© SZ vom 07.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: