Peter Kurth: OB-Kandidat in Köln:Der große Bruch

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Der OB-Kandidat der Kölner CDU, Peter Kurth, wird in der Domstadt als Hoffnungsträger inszeniert. Größer könnte der Bruch zu OB Schramma kaum sein.

Dirk Graalmann

Die Wahl soll ein Neuanfang für die Kölner CDU werden; entsprechend war die Musik. Als Peter Kurth am Mittwoch zur Kür als Oberbürgermeister-Kandidat in den Gürzenich schritt, erklang der "Sonnenaufgang", die Anfangssequenz aus "Also sprach Zarathustra". In moderner Jazz-Version. Der 49-Jährige, der von den Kölner Christdemokraten mit 97 Prozent nominiert wurde, wird als Hoffnungsträger inszeniert. "Politik wird anders", plakatierte die CDU bereits - zum Verdruss des Ordnungsamts - auf die alten Europawahl-Plakate.

Auf Peter Kurth ruhen deie Hoffnungen der Kölner CDU. (Foto: Foto: AP)

In der Tat war es eine Überraschung, als der frühere Berliner Finanzsenator am 12. Mai als Nachfolger von Fritz Schramma präsentiert wurde, der Ende März seinen Verzicht verkündet hatte. Größer könnte der Kulturbruch kaum sein. Hier der volksnahe, frühere Lateinlehrer, Karnevalist, FC-Fan und Ur-Kölner Schramma; dort der Jurist Kurth mit Stationen bei der Deutschen Bank, als Finanzsenator in Berlin (1999 - 2001) und zuletzt als Vorstandsmitglied beim Entsorgungsunternehmen Alba; einer, dem der Fußball fremd ist, der aber dafür Horrorfilme mag. Der schroffe Gegensatz zum Vorgänger ist Kalkül.

Import mit rheinischen Wurzeln

Schließlich ist nach dem Einsturz des Stadtarchivs viel kaputt gegangen von der kölschen Selbstgewissheit des "Et hätt noch immer jot jejange". Nun soll der Hauptstadt-Import den OB-Sessel in der größten NRW-Stadt für die CDU behaupten. Eine schwierige Mission, denn während die FDP beim Urnengang am 30. August (bei der es keine Stichwahl mehr gibt) weiter auf einen eigenen Kandidaten setzt, hatten sich SPD und Grüne frühzeitig auf den früheren Kölner Polizeipräsidenten Jürgen Roters (SPD) als gemeinsamen Kandidaten verständigt.

Kurth kann immerhin auf die Unterstützung des CDU-Landesvorsitzenden Jürgen Rüttgers bauen, der über seinen Intimus und Europaminister Andreas Krautscheid an dessen Inthronisation beteiligt war. Spekulationen, nach denen der Kandidat im Fall des Scheiterns nach der Landtagswahl 2010 mit einem Posten entschädigt werden könnte, wurden dementiert.

Tief gespaltene Partei

Naheliegend ist es gleichwohl - denn wer sollte sich schon ohne Absicherung in die intern als Schlangengrube titulierte CDU Kölns wagen? Die Partei, spöttisch "Libanon des Westens" genannt, ist seit Jahrzehnten tief gespalten, Ränkespiele gehören zum guten Ton. Kurth ist aber derlei nicht fremd: Er kommt schließlich aus der Berliner CDU.

Nun soll der bekennende Homosexuelle Kurth der CDU in der Domstadt einen modernen Anstrich verpassen. Der gebürtige Siegburger ist zwar vom Blute her Rheinländer (was in Köln wichtiger ist als andernorts), aber gleichzeitig weit genug vom neuerdings verhassten Klüngel entfernt. Erstes Lob bekam der Kandidat von der früheren grünen Bundesministerin Andrea Fischer, die dem liberalen Kurth "freundschaftlich verbunden" ist. Der CDU-Politiker, so die Grüne, sei "kompetent, sachorientiert, lebensfroh und tolerant". Damit bringe er vieles mit, um die Kölner überzeugen zu können, für sie der richtige Oberbürgermeister zu sein. Kurth druckte das Lob der politischen Konkurrenz flugs in seinem Werbeflyer ab.

© SZ vom 12.6.2009/vw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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