Parteien:Nur wenige folgen Frauke Petry

Lesezeit: 1 min

Nach ihrem Wechsel zu der neu gegründeten Initiative "Die Blauen" hat die AfD befürchtet, dass viele Mitglieder abwandern. Doch der Exodus blieb bislang aus - anders als damals im Fall von Bernd Lucke.

Von Jens Schneider, Berlin

Die frühere AfD-Chefin Frauke Petry konnte aus der Partei nur wenige Weggefährten für einen Wechsel in die Abspaltung "Die blaue Partei" gewinnen. Es gibt offenbar keinen Exodus aus der AfD wie vor zwei Jahren als der Parteigründer Bernd Lucke die AfD verlassen hatte. Damals traten rund 4000 Mitglieder aus der AfD aus. Bisher hat es seit der Bundestagswahl nach Angaben eines AfD-Sprechers rund 80 Austritte gegeben und 300 Neuzugänge. Aus der Bundestagsfraktion folgte der Abgeordnete Mario Mieruch der früheren AfD-Chefin, deren neue Partei von einem engen Vertrauten in Sachsen gegründet wurde. Dort folgte ihr ein kleiner Teil der AfD-Fraktion und der Landespartei.

Der relativ moderate konservative Flügel der AfD sieht sich seit der Bundestagswahl innerhalb der Partei eher gestärkt, obwohl Petry die AfD verließ. Als wichtiges Indiz werden die Wahlen zum Vorstand in der AfD-Bundestagsfraktion angesehen. Dabei setzten sich bei der Wahl der Stellvertreter der Fraktionsvorsitzenden Alexander Gauland und Alice Weidel Kandidaten durch, die im Meinungsspektrum der AfD als gemäßigt gelten, während etwa Vertraute des Rechtsaußen-Politikers Björn Höcke nicht in die Fraktionsführung gewählt wurden. Das Bundesvorstandsmitglied Dirk Driesang nennt die Entwicklung ein Indiz für die Stärkung des bürgerlich-konservativen Flügels. Driesang ist Sprecher der parteiinternen Gruppierung "Alternative Mitte". Sie hatte sich im Sommer gegründet, um ein Gegengewicht gegen den Rechtsruck zu bilden und Petrys Linie zu stützen. Dieser Kreis hat aber erklärt, dass er sich Petry nicht anschließen werde. Frühere Unterstützer ihrer Linie beklagten, dass Petry sich durch viele Alleingänge isoliert habe. Ihr Rückzug habe sie überrascht, sie hielten ihn für politisch falsch.

Zugleich drängt der rechte Flügel darauf, das Ausschlussverfahren gegen Björn Höcke zu beenden. Er soll wegen seiner Dresdner Rede ausgeschlossen werden, in der er "eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad" gefordert hatte. Für den Ausschluss hatten sich neben Frauke Petry unter anderem die heutige Fraktionsvorsitzende Alice Weidel sowie Dirk Driesang ausgesprochen. Jetzt gibt es Bestrebungen, das Verfahren ins Leere laufen zu lassen und Höcke so rehabilitieren. "Ich wäre dagegen, das auslaufen zu lassen", sagte Driesang der SZ.

© SZ vom 16.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: